Ergoldsbach (10.05.2017) Rund 3.200 öffentliche Apotheken mit mehr als 25.500 Beschäftigten stellen derzeit in Bayern die flächendeckende wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln sieben Tage die Woche und rund um die Uhr sicher.
Im Gespräch mit Apotheker Heribert Höglmeier, Inhaber der Apotheke „Neue Apotheke zum goldenen Engel“ in Ergoldsbach, hat sich der Pfeffenhausener Landtagsabgeordnete Florian Hölzl (CSU) über aktuelle Herausforderungen und die möglichen Auswirkungen aus dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 19. Oktober 2016 informiert. Der EuGH hat entschieden, dass ausländische Versandapotheken die hierzulande gültige Arzneimittelpreisverordnung nicht mehr beachten müssen, wenn sie rezeptpflichtige Medikamente an Patienten nach Deutschland liefern.
Die Arzneimittelpreisverordnung schreibt eine bundeseinheitliche Preisbindung für vom Arzt auf Rezept verordnete Medikamente vor. Der Apotheker darf beim Verkauf von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln drei Prozent auf seinen eigenen Einkaufspreis aufschlagen, zuzüglich eines Fixzuschlags von 8,35 Euro pro Packung und weiteren 16 Cent für die Vergütung des Notdienstes als Allgemeinwohlpflicht. Somit ergibt sich ein Endpreis, der pro Präparat in jeder Apotheke in Deutschland derselbe ist. „Die Arzneimittelpreisverordnung dient dem Interessenausgleich aller Beteiligten. Den Patienten schützt sie davor, dass seine Notlage durch überhöhte Preise ausgenutzt wird.
Zudem ermöglicht die Preisbindung eine flächendeckende Arzneimittelversorgung der Bevölkerung durch ein Netz wohnortnaher Apotheken“, so Apotheker Höglmeier. „Wir kennen als Apotheke vor Ort das persönliche Schicksal unserer Patienten und können die Medikation auf Wechselwirkungen und Unverträglichkeiten abstimmen. Eine gute Beratung sowie schnelle Notfallversorgung nachts, an Wochenenden und Feiertagen sind für uns selbstverständlich. Dies kann der Versandhandel nicht leisten“, so Höglmeier weiter, dessen Apotheke das Einzugsgebiet um Ergoldsbach und Bayerbach abdeckt. „In der Gemeinde Bayerbach, in der es keine Apotheke gibt, gibt es eine Rezeptsammelstelle, die zweimal täglich geleert wird. Den Patienten wird dann das Medikament ohne Anfall zusätzlicher Kosten nach Hause gebracht“, berichtete Höglmeier. Dieser Service werde seiner Aussage nach gerade von älteren Patienten oder Patienten ohne Auto gerne angenommen.
Auch aus Sicht des Landtagsabgeordneten Florian Hölzl hat das EuGH-Urteil weitreichende Konsequenzen für die Arzneimittelversorgung in unserer Region. „Mit dem europäischen Richterspruch geht ein einseitiger Wettbewerbsvorteil für ausländische Versandapotheken einher. Diese müssen sich im Gegensatz zu unseren Apotheken vor Ort nicht mehr an die Preisbindung für Rezeptarzneimittel halten. Es kann nicht angehen, dass sich die ausländischen Versandhändler auf dem Rücken unserer inhabergeführten Apotheken im Rosinenpicken üben, indem sie rabattierte Rezeptarzneimittel auf den deutschen Markt bringen, ohne sich an wichtigen, aber auch kostspieligen Gemeinwohlaufgaben wie dem Nacht- und Notdienstversorgung zu beteiligen.
Nicht zuletzt sind es auch die Apotheken vor der eigenen Haustür, die sich um eine qualifizierte vor-Ort-Beratung kümmern oder beispielsweise aufwendige Rezepturen kurzerhand im eigenen Labor herstellen”, so Hölzl. Aus diesem Grund habe sich die CSU-Landtagsfraktion in einem Dringlichkeitsantrag im Bayerischen Landtag dafür stark gemacht, dass die Versorgung durch Apotheken in Bayern so flächendeckend und wohnortnah wie bisher erhalten bleibt. Hierfür sei ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten in der Bundesrepublik Deutschland erforderlich, wusste der 31-jährige Jurist zu berichten. Andernfalls würden die ausländischen Versandhändler seiner Überzeugung nach alles daran setzen, Exklusivverträge mit Krankenkassen abzuschließen und den deutschen Markt mit Dumpingpreisen zu erobern.
Sollte dieses Szenario Realität werden, müssten vor allem die Gemeinden auf dem flachen Land um den Fortbestand ihrer Präsenzapotheken fürchten. „Um die Arzneimittelversorgung in allen Landesteilen aufrechtzuerhalten, hat die von der CSU getragene Staatsregierung einen Antrag auf Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten in den Bundesrat eingebracht und einen positiven Beschluss in der Länderkammer erwirkt", fasste MdL Hölzl zusammen. Leider stemme sich die SPD im Deutschen Bundestag seither gegen das von der Union favorisierte Versandhandelsverbot. „Wir werden weiter Druck machen und am Ball bleiben“, sagte der Abgeordnete zu. In 21 EU-Mitgliedsstaaten ist der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln bereits verboten.
Apotheker Heribert Höglmeier dankte Florian Hölzl abschließend für seinen Einsatz und sein Interesse an den Belangen der Menschen in der Region.
Im Bild oben: Landtagsabgeordneter Florian Hölzl (links) informierte sich bei Apotheker Heribert Höglmeier in Ergoldsbach.