Landshut (23.06.2017) „Ich bin ja so glücklich, dass ich Sie kennenlernen darf“, über diese Worte einer besonderen Dame zu einem außergewöhnlichen Anlass durfte sich Oberbürgermeister Alexander Putz kürzlich freuen. Nämlich von Irmengard Reißig, die am Mittwoch im St. Jodok Stift ihren 100. Geburtstag feierte und sich sichtlich über den Besuch des Rathauschefs freute.
Im Gepäck hatte der Oberbürgermeister Blumen und Glückwünsche des Bayerischen Ministerpräsidenten. Als sie Putz gleich zu Beginn höflich darauf hinwies, dass sie leider eine Sehschwäche habe, zögerte er nicht lange und las ihr das mitgebrachte Schreiben Seehofers vor. Die große Freude darüber stand ihr ins Gesicht geschrieben, vor allem aber, dass der Oberbürgermeister gemeinsam mit ihr anstieß und sich für sie Zeit nahm. Sie strahlte Putz den ganzen Besuch über an, der sich von ihrem sonnigen Gemüt beeindruckt zeigte; besonders angesichts ihres vom Schicksal geprägten Lebens in jungen Jahren: Nach ihrer Heirat im Alter von 23 Jahren im Jahr 1940 und in freudiger Erwartung ihres ersten Kindes 1943 geriet ihr wehrdienstleistender Mann in russische Kriegsgefangenschaft.
Ohne zu wissen, ob er jemals wieder heimkehren würde, zog die gebürtige Ingolstädterin ihren Sohn Martin, den sie nach ihrem Mann benannte, sechs Jahre lang alleine groß – bis schließlich 1949, nach langer Zeit der Ungewissheit, ihr Mann wieder nach Hause zurückkehrte. Es folgte die Geburt ihres zweiten Kindes, Tochter Friederike. Stolze 70 lange und glückliche Jahre waren sie verheiratet, bis er 2011 im Alter von 95 Jahren verstarb.
Seitdem lebt die bis dato in Ingolstadt wohnhafte Jubilarin in Landshut im St. Jodok Stift nahe ihrer Kinder, die sich rührig und liebevoll um sie kümmern. Und bis jetzt erfreut sich Irmengard Reißig, mit Ausnahme ihrer Sehschwäche, bester Gesundheit. Wie ihr Sohn Dr. Martin Reißig sagte, höre sie täglich Radio: „Sie ist immer bestens informiert und weiß stets, was auf der Welt passiert.“ Und Sonntagmorgens, sagte ihr Sohn lächelnd, da wolle sie nur ungern beim Hören ihres Lieblingsprogramms gestört werden, nämlich dem Morgengottesdienst. Das sei ihr sehr wichtig, ergänzte er.
Zu ihren geliebten Hobbys zählte das Reisen zusammen mit ihrem Mann. Ganz Europa haben sie ihrem Sohn zufolge mit dem Wohnmobil bereist. Das habe sie jung und fit gehalten. Weitere Leidenschaft, so Tochter Dr. Friederike Berner-Reißig, war das Kochen. Auf frische Zutaten habe Irmengard Reißig immer großen Wert gelegt. Nicht selten sei sie dafür extra aufs Land zu den Verwandten gefahren, um frisches Gemüse zu holen, erinnert sich ihre Tochter gern.
Als Oberbürgermeister Alexander Putz beim Verabschieden schon einmal seinen Besuch zum 101. Geburtstag ankündigte, musste sie herzhaft lachen: „Da freue ich mich schon.“
Im Bild oben: Im St. Jodok Stift rundum wohl umsorgt wird Irmengard Reißig (Mitte, sitzend), die am Mittwoch ihren 100. Geburtstag im Kreise ihrer Familie, zu der ihre Tochter Dr. Friederike Reißig mit Ehemann Dr. Horst Berner (links) und Sohn Dr. Martin Reißig (Mitte) mit Ehefrau Karin zählen, feierte. Herzliche Glückwünsche überbrachten Oberbürgermeister Alexander Putz (rechts, sitzend) und der Leiter des St. Jodok Stifts, Stephan Bitzinger.
Foto Stadt Landshut