Achselschweiß entspricht nicht dem heutigen Schönheitsideal. Vor einigen Jahrzehnten reichten noch Wasser und Seife, dann kamen Deodorants, um unangenehme Gerüche zu verhindern. Heute dominieren sogenannte Antitranspirantien die gezielt die Schweißbildung unter der Achsel verhindern sollen. Mit Hilfe von Aluminiumsalzen sollen die Hautporen verstopft, verengt oder verschlossen werden, damit kein oder nur wenig Schweiß austreten kann. In diesem Sommer steht das Aluminium in Deos wieder stark in der Kritik. Den Aluminiumsalzen wird unterstellt, das Risiko einer Brustkrebserkrankung zu erhöhen. Dr. Ingo Bauerfeind, Leiter des Brustkrebszentrums im Klinikum Landshut hat in einem Interview einige Fragen dazu beantwortet.
Was ist dran an der Meldung, Aluminium in Deodorants würde das Brustkrebsrisiko erhöhen?
Diese Frage ist wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt. Es gibt weder Studien, die einen direkten Bezug zwischen Brustkrebs und Aluminium herstellen konnten, noch gibt es Studien, die besagen, Aluminium hat keine Auswirkungen auf das Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Die Datenlage ist unklar. Es ist auch nicht klar, ob Aluminium ein Co-Faktor ist, der Brustkrebs in Zusammenhang mit anderen Faktoren befördert.
Warum findet das Thema dann so große Resonanz in den Medien?
Unter den Menschen und damit auch in den Medien gibt es den großen Wunsch einer Monokausalität. Frauen wünschen sich, dass man Ihnen sagt, es gibt diesen einen Faktor, der Brustkrebs verursacht. Lass das weg und du wirst nie krank. Leider sieht die Realität anders aus. Es gibt viele Faktoren, die das Risiko an Brustkrebs zu erkranken, erhöhen. Genetische Veranlagung, Kinderlosigkeit, langjährige Hormonersatztherapie, möglicherweise Einflüsse der Ernährung oder auch Bewegungsmangel. Letztendlich sind es viele Faktoren, die zusammen kommen müssen, damit eine Krebserkrankung entsteht.
Wieso kam dann ausgerechnet das Thema Aluminium in Deodorants auf?
Tatsache ist, in der westlichen Welt haben mehr Frauen Brustkrebs als in den ärmsten Ländern der Welt. Wer sich fragt, was der Grund dafür sein könnte, kann schnell beim Lebensstil landen. Was machen im Westen nahezu alle Frauen und in den ärmsten Ländern fast niemand? Z.B. täglich ein Deodorant mit Aluminium in der Achselhöhle auftragen.
Wissenschaftlich erwiesen ist, dass eine zu hohe Dosis Aluminium nervenschädigend ist. Ab wann diese Dosis erreicht ist, ist wiederum nicht klar. Es gibt einen Grenzwert für die maximale Aluminiummenge, die täglich pro Kilogramm Körpergewicht aufgenommen werden darf und als ungefährlich gilt. Diese Menge reizen wir aber bereits durch die Nahrungsaufnahme vollständig aus. Das Aluminium aus Deos kommt also noch oben drauf.
Wozu das ganze Aluminium im Körper führt, ist aber unklar. In Deutschland fehlt es an Studien mit Vergleichsgruppen, die kein Aluminium zu sich nehmen.
Was raten Sie den verunsicherten Frauen?
Also ich bekomme in der Tat viele Anfragen bezüglich Aluminium und Deodorants, auch im privaten Umfeld. Ich persönlich glaube nicht, dass es nur eine Ursache für Brustkrebs gibt.
Das meiste Aluminium wird immer noch über die Nahrung aufgenommen. Wer seinen Aluminiumhaushalt reduzieren will, sollte dort ansetzen. Außerdem empfehle ich, aluminiumhaltige Deodorants nicht auf die frisch rasierte Achsel aufzutragen. Die Haut kann verletzt sein und so könnte Aluminium leichter in den Körper gelangen. Also abends rasieren und morgens Deo auftragen.
Natürlich bietet sich auch ein Wechsel zu alufreien Deos an, nur sind die nach Angaben mancher Patientinnen oft nicht so wirksam gegen die Geruchsbildung. Hier ist die Kosmetikindustrie gefragt.
Im Bild oben : Dr. Ingo Bauerfeind, Chefarzt der Frauenklinik und Leiter des Brustkrebszentrums im Klinikum Landshut