Landshut. Am 7. Mai können sich um 19 Uhr die Landshuter Kulturschaffenden und Kultur-Interessierten im Bernlochnersaal über den Stellenwert und das Kulturleitbild der Stadt austauschen. Zuvor finden viele Runde Kultur-Tische mit diversen Zielgruppen unter der Federführung der Kulturbeauftragten Uta Spies und des freien Journalisten Christian Mugenthlaer statt, der ja auch die letzten Literaturtage an der Seite von Uta Spies bereits mitorgaisiert hat.
Bei Kultur denkt man in Niederbayern nicht zuerst an Landshut, sondern eher an Passau. Landshut ist mehr als die Sportstadt (trotz Abwanderung des erstklassigen Eishockeysports nach Straubing) und vor allem als Stadt der Landshuter Hochzeit profiliert. Straubing wiederum als jene Stadt, wo die Volksfeste blühen und gedeihen. Es ist ja auch kein Zufall, dass in der Dreiflüssestadt Passau seit 1978 die Universität mit mittlerweile über 10.000 Studierenden beheimatet ist und in der Bezirkshauptstadt Landshut "nur" die (Fach-) Hochschule mit gerade mal 4.250 Studenten. Sogar die erst 1994 gegründete Deggendorfer Hochschule ist mit knapp 5.000 Studenten bedeutender und darf sich künftig sogar TU (Technische Hochschule) nennen.
Nein, das Stadttheater, das ganzjährig über aus der Stadt selbst wohl höchstens 25.000 zumeist ältere Herrschaften besuchen, ist für das kulturelle Leitbild der Stadt Landshut trotz der dort 200 professionell Mitwirkenden nicht die Dominante. Hinter Geisenhausen, Furth und Ergoldsbach wird das Theater im Bernlochner kaum noch wahrgenommen. In der überregionalen Berichterstattung werden die Aufführugnen nur ganz selten erwähnt. Da ist das kleine theater in der Bauhofstraße schon eine andere Nummer.
Die parteilose Stadträtin Elke März Granda hat da wohl mit ihrer vorsichtigen Kritik an den federführenden Theatermachern einen empfindlichen Nerv getroffen als sie bei der Nutzung von städtischen Sälen mehr Phantasie und Kreativität anmahnte. Das Ingolstädter Theater absolvierte zuletzt eine Serie von Theateraufführungen in leerstehenden Industriehallen.
Fraktionschef Erwin Schneck (Freie Wähler) hat die geringen Besucherzahlen beim Theater - von jedermann im kostenfreien Statistikbuch der Stadt (Seite 102) nachlesbar - mehrmals öffentlich angesprochen. Warum hat sich z.B. Theater-Geschäftsführer Rudi Senff geweigert, die Besucherzahlen für November 2012 nach einem interfraktionellen Antrag von mehreren Stadträten im Kultursenat vorzutragen. Er listete lediglich die Dezember-Aufführungen auf, wo es allein 24 Vorstellungen für Schulen - zumeist zweimal pro Tag - gab. Das schraubt natürlich Frequenzzahlen hoch. Gleiches gilt für die exclusive Vorstellungen für die organisierten Theaterfreunde von H. D. Schenk, die für das halbe Geld Extra-Vorstellungen bekommen.
200 kulturell Schaffende allein im Ensemble des Stadttheaters, die sicherlich zu 40 Prozent von Landshut bezahlt werden, das ist schon eine beeindruckende Kultur-Nummer. Andererseits eine einsame Einzelkämpferin - Uta Spies - in der Abteilung "Kultur" des Rathauses.
Warum darf das Theater nicht einmal versuchsweise im großen benachtbarten Zeughaussaal, im Rathausprunksaal, im Salzstadel, in der Sparkassenarena, im Ergoldinger Bürgersaal oder in der neuen Sporthalle des Ergoldinger Gymnasiums Aufführungen inszenieren. Die neue, akustisch hoch gelobte Sporthalle des Gymnasiums Seligenthal ist wohl auch mit Einschränkungen dafür geeignet.
In Passau war das während der dortigen Theater-Sanierung möglich. Warum gibt es keine Passauer Lösung - ohne Zelt und hohe Extra-Kosten - im finanzklammen Landshut?
Am Freitag, 22. März (15 Uhr), werden wir ja im Stadtrat eine neue öffentliche Theater-Debatte erleben. Da kann die Pro- und Kontra-Diskussion um alternative Interimslösungen erneut argumentativ befeuert werden. Am Donnerstag (28.03., 14 Uhr) tagt der Gestaltungbeirat, mit hochkarätigen Architekten und Professoren besetzt, öffentlich im Alten Sitzungssaal des Rathauses. Auch dieses Gremium ist natürlich kulturell ambitioniert wie z.B. auch der Verein "Architekur und Kunst". /hs