Willi Forster: Auch der mit Granitsteinen gepflasterte große Vorplatz beim neuen Landesamt für Finanzen ist ein Negativ-Beispiel für den städtischen Klimaschutz wie auch der Bismarckplatz
Landshut (18.08.2018) Sehr heiße Temperaturen bis 40 Grad die letzten Wochen, sehr lange trockene Perioden, heftige Unwetter mit Starkregenereignissen, wie vor einiger Zeit in und um Landshut, aber auch immer wieder die letzten Jahre, Feuer- und Hochwasserkatastrophen weltweit. Was bedeutet das? Was kommt da auf uns zu?
Jahrelang wurde über den Klimawandel und das 2%-Ziel in den Klimakonferenzen diskutiert. Viele hierzulande haben sich wohl gedacht. "Ja, woanders sind die Auswirkungen des Klimawandels erkennbar. Aber bei uns wird es schon nicht so schlimm kommen". Schön langsam dämmert es vielen: "Der Klimawandel ist jetzt auch bei uns angekommen". Über Wochen haben wir diesen Sommer sehr hohe Temperaturen mit wenig Niederschlägen, höchstens das ein oder andere Gewitter. Ernteausfälle (bis zu 60 %), vertrocknete Bäume, in manchen Gegenden Deutschlands wird das Wasser bereits knapp (z.B. Stade oder Kirchdorf im Wald). Vor allen Dingen die Landwirtschaft leidet unter der Hitze und Trockenheit. Da stellt man sich die Frage: "Wäre jetzt nicht die beste Gelegenheit umzudenken und auf die ökologische Landwirtschaft umzustellen?"
Aber auch unsere Städte bzw. die Bewohner der Städte leiden unter der großen Hitze. Deshalb müssen die Städte fit für den Klimawandel gemacht werden. Das fordert auch der deutsche Städte- und Gemeindebund. Dieser stellt sich die Fragen: "Haben wir ausreichend Wasser? Können wir die Speicherkapazität erhöhen? Haben wir genug Frischluft in der Stadt, haben wir Schneisen? Können wir mehr Grün in die Stadt bringen, mehr Grün auf die Dächer und Fassaden, mehr Springbrunnen, Trinkwasser für die Bürger?"
Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock fordert einen zwei Millirden Euro starken Klimafonds. Mit diesem Klimafonds sollen u.a. Dächer in den Städten begrünt werden. Auch unsere Heimatstadt ist noch lange nicht fit für den Klimawandel. Die geforderten Vorgaben für Grünflächen und Bäume bei Bebauungsplänen werden nicht eingehalten. Durch fehlende Bebauungspläne sind noch vorhandene Großbäume durch Bauvorhaben gefährdet. Und gerade die Großbäume sind wichtig für Sauerstoffproduktion, für Befeuchtung und dadurch Abkühlung der flimmernd heißen Luft.
Die Temperaturen sind oft bis zu 10 Grad höher als auf dem Land. Die geforderte Entsiegelung von Flächen z.B. beim Projekt Soziale Stadt Nikola wird nicht mit Nachdruck verfolgt, obwohl das Nikolaviertel das dichtest besiedelte Stadtviertel in Landshut ist. Auch bei den Grünflächen bestehen große Defizite. Und durch den Baudruck nimmt die Versiegelung eher noch zu. Der neu gestaltete Bismarckplatz, aber auch der mit Granitsteinen gepflasterte Vorplatz beim Landesamt für Finanzen (sieh Foto) sind Negativbeispiele in diesen Tagen. Die Hitze ist kaum auszuhalten auf den beiden Plätzen. Da helfen auch die "vergewaltigten" Platanen nicht viel.
Auch in den "Tabuzonen" Alt- u. Neustadt könnte man über den einen oder anderen natürlichen Schattenplatz nachdenken. Hier setzt das 100-Bäume-Programm der AG1 der Sozialen Stadt Nikola an. 2 Bäume auf dem Bismarckplatz waren unter den damals gegebenen Umständen ein großer Erfolg, aber viel zu wenig. Dieses Programm sollte auf das ganze Stadtgebiet ausgeweitet werden. 1.000 Bäume für Landshut ist die Devise. In der Stadt Essen, eine Vorzeigestadt auf diesem Gebiet, werden 800 Bäume pro Jahr ! gepflanzt.
Auch ein Baummanagement, ein Baumkataster und ein personell gut ausgestattetes Stadtgartenamt ist Pflicht auf dem Weg zu einer klimagerechten Stadt. Ein Programm zur Entsiegelung von öffentlichen Flächen, aber auch zur Entsiegelung der privaten Innenhöfe, bzw. zur Begrünung der Vorgärten (Stichwort: Granitsplit), oder für einen verpflichtenden Hochstamm-Baum pro Garten in einer Siedlung, plus einer entsprechenden Imagekampagne für mehr Grün, wären gute Maßnahmen um das Leben in der Stadt, vor allen Dingen im Sommer, angenehmer zu machen und das Bewusstsein für klimagerechtes Handeln zu schärfen.
Die Notwendigkeit von mehr Grün in der Stadt hat auch das neue Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat erkannt (dem bekanntlich der bay. CSU-Vorsitzende Innenminister Horst Seehofer vorsteht) und stellt verschiedene Förderprogramme zur Verfügung. Im Weißbuch "Stadtgrün" stellt das Bundesministerium konkrete Handlungsfelder und Maßnahmen von urbanen Grün vor. Der zweitägige Bundeskongress "Grün in der Stadt - für eine lebenswerte Zukunft" im Jahre 2017 fand nicht zufällig in Essen statt, der Stadt die sich auf den Weg gemacht hat, sich für den Klimawandel fit zu machen. Es ist höchste Zeit, dass sich auch Landshut auf den Weg macht und den Umbau zu einer klimagerechten Stadt anpack