Landshut (27.01.2017) Ein Herzpatient, der von Zuhause Daten über Blutdruck oder Herzfrequenz übers Internet an den behandelnden Arzt schickt – Fachleute sprechen dann von telemedizinischer Nachsorge.
In den USA sei sie in der Kardiologie bereits Realität: Patienten werden besser überwacht und Ärzte können schneller auf auffällige Veränderungen reagieren. Um solche digitalen Technologien in der Medizintechnik drehte sich die Veranstaltung Medizintechnik@Hochschule Landshut am 19. Januar: Rund 60 Vertreter aus Unternehmen und Einrichtungen des Gesundheitswesens tauschten sich dort über Trends aus. Prof. Dr. Stefanie Remmele, Sprecherin der Forschungsgruppe Medizintechnik hat die Veranstaltung zusammen mit dem Netzwerk Medizintechnik der Hochschule initiiert.
Trends: Personalisierte Medizin, Big Data und eHealth
Andreas Wögerer (Projekt.Management, Medizintechnik-Cluster Österreich) sprach in seinem Impulsvortrag darüber, dass sich die Medizintechnik im Bereich der Digitalisierung enorm weiterentwickle. Für ihn stehen die drei Bereiche personalisierte Medizin, intelligente Technologien wie Big Data und vernetzte Systeme wie eHealth im Fokus. So könnten nicht nur Herz-Kreislauf-Patienten über Telemedizin überwacht werden. Immer mehr Menschen nutzen beispielsweise Fitness-Tracker – kleine Geräte, die am Körper getragen werden und Daten wie Puls oder Anzahl der Schritte aufzeichnen. Viele können sich vorstellen, diese Daten an einen Arzt zu übermitteln. So könnten Übergewichtige, ältere Menschen oder Patienten mit chronischen Erkrankungen leichter überwacht werden. Das würde das medizinische Personal und damit das Gesundheitssystem entlasten. Auch die Medizintechnikhersteller erkennen das Potenzial der Digitalisierung – doch das sei noch lange nicht ausgeschöpft, so Wögerer.
Digitale Medizintechnik braucht neue IT-Lösungen
Das bestätigte auch Prof. Dr. Andreas Lienemann (Radiologie Mühleninsel in Landshut) in der anschließenden Podiumsdiskussion, geleitet von Remmele. Lienemann: „Der Workflow, die Kommunikation und der Datenfluss, der den Patienten einfache, schnelle Wege ermöglicht, sind ganz entscheidende Faktoren bei der Digitalisierung der Medizintechnik.“ Dabei seien aber in der IT noch viele Baustellen zu beheben, ergänzte Karsten Boettger (Chef der IT LaKUMed Krankenhaus Achdorf) Zum Beispiel sei die Vernetzung von Geräten verschiedener Hersteller ein großes Problem: Schnittstellen und Dateiformate sind hier noch nicht standardisiert. Dr. Peter Heinze (Produktmanager der Ayoda GmbH, München) fügte hinzu: Medizingeräte haben eine lange Lebensdauer. Es braucht neue technische Lösungen, die ältere Geräte netzwerktauglich und alte Formate lesbar machen. Dr. Rolf Baumann (CTO der TOMTEC Imaging Systems GmbH Unterschleißheim) bestätigte den Trend zu integrierten Systemen aus Sicht eines Softwareunternehmens.
Studierende stellten Praxisprojekte zu Trendthemen der Digitalisierung vor
Viele der genannten Trends waren auch Thema in Praxisprojekten von Studierenden der Hochschule Landshut. Studierende der Medizintechnik und des Bachelor-Studiengangs Biomedizinische Technik bearbeiten dabei Fragestellungen von Partnern aus Industrie und medizinischen Einrichtungen. In Kooperation mit dem Krankenhaus LaKUMed Landshut-Achdorf und der Cerner Deutschland GmbH untersuchten sie beispielsweise Möglichkeiten, um analoge durch digitale Prozesse zu ergänzen oder zu ersetzen. Auch die medizinische Dokumentation auf der Intensivstation war eines von vielen Themen.
Weitere Projektarbeiten untersuchten beispielsweise neue Bedienkonzepte und technische Geräte, die den Workflow im Operationssaal vereinfachen können. Die Ayoda GmbH München stellte etwa einen Geräteprototyp bereit, für den ein Algorithmus entwickelt wurde, um verschiedene Handbewegungen zu erkennen. Dies soll als Grundlage für eine Gestensteuerung im OP dienen.
Foto: Hochschule Landshut
Im Bild ganz oben: Bei der Podiumsdiskussion sprachen Vertreter aus dem Gesundheitswesen über digitale Trends in der Medizintechnik. Von links: Moderatorin Prof. Dr. Stefanie Remmele, Prof. Dr. Andreas Lienemann (Radiologie Mühleninsel, Landshut), Karsten Boettger (IT LaKUMed Krankenhaus Achdorf), Dr. Peter Heinze (Ayoda GmbH, München), Dr. Rolf Baumann (TOMTEC Imaging Systems GmbH, Unterschleißheim).