Das iSLT.NET-Forschungsprojekt entwickelt den Sonderladungsträger von morgen. Bei einer Werksbesichtigung bei der BMW AG in Dingolfing erhielten die Teilnehmer Einblick in die logistischen Prozesse des Werks. - Foto Hochschule Landshut
Dingolfing/Landshut (12.06.20179 Bevor ein Auto zusammengebaut wird, werden die einzelnen Bauteile viele Kilometer von den Zulieferern zum Montagewerk des Herstellers transportiert. Sonderladungsträger sorgen dafür, dass zum Beispiel Motoren oder Mittelkonsolen optimal geschützt sind und unbeschädigt ankommen.
Die Transportgestelle sind optimal auf das Transportgut und den Produktionsprozess abgestimmt und werden daher für spezielle Produkte passgenau entwickelt und gefertigt. Das Problem dabei: Endet die Produktion einer Automobilbaureihe, ist der Sonderladungsträger nutzlos und wird in der Regel verschrottet. Bei immer kürzeren Produktzyklen ist dieser Weg enorm teuer und wenig nachhaltig.
Innovativer Ladungsträger für mehr Nachhaltigkeit
Das Technologiezentrum Produktions- und Logistiksysteme der Hochschule Landshut arbeitet daher gemeinsam mit Partnern an einer Lösung, die deutliche Mehrwerte bietet: Ziel des kürzlich gestarteten Forschungsprojekts iSLT.NET (Netzwerk für intelligente, modulare Sonderladungsträger) ist, einen Ladungsträger nach dem Baukastenprinzip zu entwickeln, herzustellen und einzusetzen. Der Behälter soll aus Einzelmodulen aufgebaut und nach Ende der Produktbaureihe rekonfiguriert werden. „Die einzelnen Module des Ladungsträgers können dann nach den Anforderungen des neuen Produkts flexibel zusammengefügt und wiederverwendet werden. Das fördert die Nachhaltigkeit erheblich“, erklärt Prof. Dr. Sebastian Meißner, der das Projekt seitens des TZ PULS leitet.
Zusätzlich sollen die Ladungsträger Teil des Internets der Dinge werden: Über eingebettete digitale Technologien, etwa Sensorik, soll der Zustand des Behälters kontinuierlich erfasst und über IT-Services an dem Anwender weitergegeben werden. So werden beispielsweise Standort, Temperatur oder Erschütterungen während des Transports erkannt.
„Material- und Informationsfluss werden digital am Ladungsträger zusammengeführt. Dies ermöglicht eine lückenlos transparente Transportkette zwischen Zulieferer und Automobilhersteller, so dass Störungen wie etwa Verzögerungen, Verwechslungen und Beschädigungen sofort erkannt werden. Das soll die Versorgung der Produktionswerke mit den Bauteilen in der notwendigen Qualität sicherstellen und den Automobilherstellern und ihren Zulieferern Wettbewerbsvorteile am Markt verschaffen“, fasst Meißner zusammen.
1,6 Millionen Euro Förderung für Forschungsprojekt
Drei Jahre lang werden die Experten der Hochschule Landshut eng mit den Anwendungspartnern BMW AG, DRÄXLMAIER Group und GEBHARDT Logistic Solutions GmbH bis zur Konzeption und dem praktischen Einsatz eines Prototyps zusammenarbeiten. Darüber hinaus beteiligen sich die Forschungspartner Fraunhofer SCS (Supply Chain Services) und die Technische Universität München (fml – Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik) am Vorhaben.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das Forschungsprojekt über das Programm PAiCE (Platforms, Additive Manufacturing, Imaging, Communication, Engineering) mit rund 1,6 Millionen Euro. Das Gesamtvolumen liegt bei gut drei Millionen Euro.
Mehr Informationen zum Forschungsprojekt: www.project-islt.net
Über das TZ PULS:
An der Außenstelle der Hochschule Landshut arbeiten, lehren und forschen vier Professoren gemeinsam mit ihren Mitarbeitern. Herzstück des TZ PULS ist eine 900 m2 große Lern- und Musterfabrik. In begleiteten Führungen können innovative Technologien (Industrie 4.0) und intelligente Produktions- und Logistiksysteme in einer vollständig integrierten Fabrik im Einsatz von Unternehmen gesehen werden. Weiterhin wird ein Einblick in das Thema Lean Production / Lean Logistics gegeben und demonstriert, wie effiziente Prozesse geplant und umgesetzt werden.
Über die Hochschule Landshut:
Die Hochschule Landshut steht für exzellente Lehre, Weiterbildung und angewandte Forschung. Die sechs Fakultäten Betriebswirtschaft, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen, Informatik, Interdisziplinäre Studien, Maschinenbau und Soziale Arbeit bieten über 30 Studiengänge an. Das Angebot ist klar auf aktuelle und künftige Anforderungen des Arbeitsmarktes ausgerichtet. Die rund 5.300 Studierenden profitieren vom Praxisbezug der Lehre, der individuellen Betreuung und der modernen technischen Ausstattung. Für Forschungseinrichtungen und Unternehmen bietet die Hochschule eine breite Palette an Projektthemen, die von wissenschaftlichen Fachkräften mit bestem Know-how betreut und umgesetzt werden. Über 115 Professorinnen und Professoren nehmen Aufgaben in Lehre und Forschung wahr.