Die Startbahn-drei-Befürworter auf dem Podium: Johannes Eigelsreiter, Rudolf Strehle, MdB Florian Oßner, Dr. Josef Schwendtner, alle - außer Oßner - leitende Repräsentan- ten der Flughafen München GmbH (FMG). In der Mitte Moderator Horst Müller (LZ)
Die geplante dritte Start- und Landebahn des Münchner Flughafens "ist mehr Segen als Fluch". Das ist das Fazit der Redner des Landshuter Flughafendialogs im Rahmen des 2. Politiksymposiums, das der CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Oßner am Dienstag im Gasthof "Vilserwirt", Altfraunhofen, veranstaltet hat.
Der Flughafen München sei ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Region, und gleichzeitig werde von der Flughafengesellschaft München (FMG) viel getan, um die Belastung für Umwelt und Anwohner gering zu halten. Außerdem sei die Nachfrage der Fluggesellschaften nach mehr Flugmöglichkeiten groß. „Wir dürfen trotz der aktuellen Flüchtlingsdebatte die großen Infrastrukturprojekte in Deutschland nicht aus den Augen verlieren“, sagte Oßner vor rund 100 Besuchern. Darum gehe es nun im Dialogprozess, den der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer gerade begonnen hat, darum, im Gespräch mit Politik, Wirtschaft und Umweltverbänden zu einem Konsens zu kommen. „Denn Rechtssicherheit besteht für die dritte Bahn bereits hinauf bis zum Bundesverwaltungsgericht.“
140.000 Passagiere pro Tag
„Wir haben an acht Stunden am Tag keine Kapazitäten mehr für zusätzliche Flüge frei“, sagte Josef Schwendner, Bereichsleiter Compliance und Umwelt der FMG. Der Münchner Flughafen habe aktuell bis zu 140.000 Passagiere pro Tag und 40 Millionen pro Jahr. Mit den bestehenden zwei Start- und Landebahnen würden 90 Flugbewegungen pro Stunde abgewickelt. „Das schafft und praktiziert so kein anderer Flughafen auf der Welt.“ Aber die Nachfrage steige weiter und erfordere mehr Flugmöglichkeiten.
„Das Mobilitätsbedürfnis der Menschen hat sich geändert“, sagte Schwendner. Heute sei es normal, dass auch Schulklassen für ihre Abschlussfahrten in den Flieger steigen und durch die global vernetzte Wirtschaftswelt seien 50 Prozent der Passagiere Geschäftsreisende. „Wenn wir den Fluggesellschaften für diese Kunden keine Möglichkeiten bieten können, werden das andere Flughäfen tun.“ In Istanbul werde zum Beispiel ein Flughafen mit sechs Start- und Landebahnen gebaut. Der Flughafen München dürfe nicht riskieren, seine Bedeutung als internationales Drehkreuz zu verlieren, sagte Schwendner. „Denn das würde Arbeitsplätze gefährden.“
Flughafen bringt auch Belastungen für Mensch und Natur
Schwendner verschwieg nicht, dass der Flughafenbetrieb auch Belastungen für Mensch und Natur mit sich bringt. „Aber wir tun sehr viel, um diese so gering wie möglich zu halten.“ In Sachen Lärm stehe der Flughafen München gut da. 98 Prozent der Flüge würden mit den leisesten Flugzeugen abgewickelt, die es gibt. Denn für lautere Maschinen müssten die Airlines auch höhere Gebühren bezahlen. Und auf der dritten Start- und Landebahn sei zum Beispiel kein Nachtflugbetrieb geplant.
Die Luft sei sogar direkt an den Start- und Landebahnen nicht zu stark mit Schadstoffen belastet, sagte Schwendner. „Das haben Messungen unter der Kontrolle des Landesamts für Umwelt immer wieder ergeben. Und auch eine mobile Messstelle hat in den Nachbargemeinden die gleichen guten Ergebnisse gezeigt.“ Darüber hinaus kümmere sich der Flughafen München durch das Recycling von Enteisungsflüssigkeit und des Abwassers des Winterdienstes um den Grundwasserschutz. Und auch das Thema Naturschutz wird laut Schwendner ernst genommen. „Wir schaffen für jede verbaute Fläche eine Ausgleichsfläche in der gleichen Größe und investieren viel in den Vogelschutz im Erdinger Moos.“
"Sorgen, Anliegen der Nachbarn sind uns wichtig"
Rudolf Strehle, Regionalbeauftragter der FMG und damit Ansprechpartner für die Anwohner und die Wirtschaft rund um den Flughafen München, ging in seinem Referat auf die Kritiker zu: „Die Anliegen der Nachbarn sind uns wichtig. Wir stellen uns jeder Diskussion, weil wir nichts zu verbergen haben und im Dialog vorwärts kommen möchten.“ Bei allen Bedenken dürfe man aber die Bedeutung des Flughafens für die Wirtschaft und damit den Wohlstand in der Region nicht vergessen.
32.000 Menschen (3.300 aus Stadt und Landkreis Landshut) arbeiten dort in 550 Betrieben und verdienen im Durchschnitt 43.000 Euro im Jahr. Dabei sind laut Strehle nur fünf Prozent der Angestellten geringfügig beschäftigt, während es in ganz Bayern 14 Prozent der Berufstätigen sind. „Vom oft kritisierten Billiglohnparadies Flughafen kann also keine Rede sein.“ Die FMG sei darüber hinaus ein wichtiger Auftraggeber für die Wirtschaft in der Region. „Wir vergeben Aufträge in Höhe von 300 Millionen Euro für den Unterhalt des Flughafens und ein Großteil davon geht an heimische Unternehmen“, sagte Strehle. In die Region Erding, Freising und Landshut fließen demnach aktuell rund 100 Millionen Euro.
Die Haltung der Stadt München
Johannes Eigelsreiter, Berater Landes- und Kommunalpolitik der FMG, ging auf die Haltung der Stadt München ein, die sich als Flughafengesellschafter laut Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nach wie vor an den Bürgerentscheid von 2012 gebunden fühlt, in dem die dritte Start- und Landebahn abgelehnt wurde: „München will seine Haltung zwar erst ändern, wenn sich Erkenntnisse ergeben, dass der Ausbau unabdingbar ist. Dabei ist er es jetzt schon für die bayerische Wirtschaft und die deutsche Luftverkehrswirtschaft.“
Was dann wenn München bei ihrem Nein bleibt?
Beim Podiumsgespräch, das von Horst Müller, Leiter der Landkreisredaktion der Landshuter Zeitung, moderiert und durch Fragen von Ausbaugegnern im Publikum durchaus kontrovers geführt wurde, legte Eigelsreiter nach. Als es um Zweifel ging, ob die dritte Start- und Landebahn wirklich notwendig ist, sagte er: „Die Flughafengesellschaft ist täglich mit dem Bedarf konfrontiert. Wir wollen doch nicht 1,2 Milliarden Euro investieren, nur weil wir Beton so sexy finden.“
Und was passiert, wenn die Stadt München bei ihrem Nein bleibt? „Der Flughafen München ist nicht allein der Münchner Flughafen“, sagte MdB Oßner. Sondern er sei wichtig für ganz Bayern. „Und sollte am Ende des laufenden Dialogprozesses unter der Moderation von Horst Seehofer ein bayernweiter Bürgerentscheid stehen und das Ergebnis für den Ausbau ausfallen, kann das auch die Stadt München nicht ignorieren.“