Die CSU-Vorstandsmitglieder bei einer Klausurtagung vor der OB-Wahl lim Bayer. Wald, damals noch mit Ehrengast Dr. Thomas Goppel (re. neben Dagmar Kaindl)
Landshut (4.11.2016) Ein Köpfe-Rollen wurde am Mittwochabend bei der ersten Aussprache der CSU-Vorstandsmitglieder nach der so drastisch verlorenen OB-Wahl (37% zu 63%) nicht offen gefordert. Helmut Radlmeier hat persönlich als OB-Kandidat und als Parteichef die Verantwortung für die Niederlage übernommen. Die deprimierende Wahlschlappe manifestierte sich ja in erster Linie am Ergebnis der ersten Wahl vom 9. Oktober, wo die CSU mit Kandidat Radlmeier fest an einen Wahlsieg mit knapp über 50 Prozent geglaubt hatte. Doch die Wähler der C-Partei blieben offensichtlich zum großen Teil daheim.
Dafür spricht die bei OB-Wahlen bisher geringste Wahlbeteiligung von nur mehr 46,34 %. Schon bei der OB-Wahl vor sechs Jahren war sie mit 50.68 % denkbar schlecht im Vergleich etwa zur letzten OB-Wahl von Josef Deimer 1998 (68,91 %). Kein Zweifel, wenn OB-Kandidatin Prof. Dr. Goderbauer-Marchner nicht am 1. Juli gestorben wäre, hätte es einen leidenschaftlicheren, heftigeren Wahlkampf gegeben und damit auch eine höhere Wahlbeteiligung. Die Wahlversammlungen waren ja bei allen vier OB-Kandidaten nicht gerade besondes gut besucht, abgesehen von den zehn Podiumsdiskussionen.
Jetzt werden bei der CSU erst einmal Arbeits- und Gesprächskreise gebildet, um mit den CSU-Mitgliedern der Landshuter Mitte (Hans-Peter Summer, Prof. Dr. Küffner, Tilmann von Kuepach - LM-Stadträtin Dr. Maria Fick ist ja FDP-Mitglied) potentielle Konfliktpotentiale aufzuarbeiten. Bei der praktischen Stadtratsarbeit klappt das ja schon recht gut. Auch mit den beiden Stadträten der Jungen Liste (Dr. Thomas Haslinger und Karina Habereder) soll das Gespräch gesucht werden. Haslinger war ehemals schon stellvertretender Parteivorsitzender. Erst als er Helmut Radlmeier bei der letzten Neuwahl (2015) als Parteichef stürzen wollte, bekam er danach keinen Vorstandsposten mehr. Maximilian Götzer wurde dafür neu als stellvertretender Vorsitzender gewählt. Haslinger kandiderte im übrigen gegen Radlmeier mit dem Versprechen, die CSU wieder zu einer Einheit zusammenzuführen.
Wie nicht anders zu ewarten, kommt die Rolle des Moderators auf Oberbürgermeister Hans Rampf zu, der ja als Beisitzer im CSU-Vorstand sitzt. Mehrere Vorstandsmitglieder haben bezüglich der OB-Wahlschlappe eigene Erklärungen. Man darf die ersten Monate nach dem Amtsantritt des neuen Oberbürgermeisters Alexander Putz gespannt sein, wie die einzelnen C-Gruppierungen - 14 Stadträte der CSU-Fraktion, fünf der LM-Fraktion, drei der Jungen Liste/Bürger für Landshut - mit ihm umgehen. Thematisch gibt es ja eine Menge Themen, die Putz und Radlmeier fast gleichlautend in ihren Wahlprogrammen hatten.
Natürlich wird und muß es das Ziel der größten konservativen Partei - der CSU - sein, bei den nächsten Stadtratswahlen im März 2020 wieder eine eigene Mehrheit zu erreichen und das am besten mit einem erfolgreichen gemeinsamen eigenen OB-Kandidaten, der sicherlich nicht mehr Helmut Radlmeier heißen wird. Aber wer dann? Ein neuer Seiteneinsteiger oder einer der ganz jungen CSU/JU-Garde? Man wird die nächste Zeit schnell erleben, wer sich am besten profilieren kann. Klar, wenn Prof. Dr. Thomas Küffner Interesse an einer OB-Kandidatur zeigen würde, dann könnten die Chancen zur Rückeroberung des Chefsessels im Rathaus sprunghaft steigen.
Wenn Prof. Dr. Küffner OB-Kandidat würde ...
Falls die Mehrheit des Stadtrats einer Zusammenlegung der OB-Wahl mit der Stadtratswahl schon 2020 zustimmt, wird ja der amtierende OB Alexander Putz auch als Listenführer einer FDP-Stadtratskandidatenliste antreten. Das könnte der FDP wieder zur Fraktionsstärke (mindestens drei Stadträte) verhelfen. Da andererseits FDP und Freie Wähler weitgehend aus dem gleichen Wählerreservoire schöpfen, könnte dies eine deutliche Minderung der Wahlchancen der FW-Kandidaten zur Folge haben, außer Jutta Widmann tritt auch als OB-Kandidatin und Listenführerin an.
Jetzt muß bei der Bundestagswahl Florian Oßner (36) für die CSU die Verhältnisse wieder zurechtrücken. OB die FDP-Kandidatin Nicole Bauer (29) im Landshuter Stadtgebiet von einem amtierenden FDP-OB Putz besonders profitiern kann, wird sich zeigen. Und spannend wird es, wer das Jahr danach (2018) Direktkandidat für die CSU im Stmimkreis Landshut wird, wo seit dem 1.November neben Helmut Radlmeier auch Florian Hölzl (31, Pfeffenhausen), der wohl langfristig als Landrats-Kandidat in Frage kommt, im Lantag sitzt.
Den FDP-Mitbewerber sträflich unbeachtet gelassen
Die Landshuter SPD und auch die Grünen haben keinen Grund, mit ihren OB-Wahlergebnissen besonders zufrieden zu sein. Wenn ein CSU-Kandidat auf 33 % abstürzt, muß mehr für die SPD und die Grünen herausspringen als knapp 23 % (Gruber) und knapp 18 % (Steinberger). Vor allem Stefan Gruber hätte die Stichwahl gegen Radlmeier im Wettstreit mit Alexander Putz erreichen müssen! Die Stichwahl am 23. Oktober hätte dann wohl auch Gruber gewonnen. Landshut hätte - eine wohl einmalige Chance - einen Grünen als Oberbürgermeister bekommen! Doch Gruber, mit 44 Jahren der jüngste OB-Kandidat, war häufig an den Infoständen, bei den Spaziergängen rund um Landshut und seinen Versammlungen (teils mit Experten) - ein recht einsamer OB-Wahl-Kämpfer. Sein großes Wahlplakat "Stefan kann es - Gruber auch" war sicherlich so als Plakat ein Fehlgriff. Ein Gutteil seiner 80 Parteimitglieder hat fast gar nicht mitgekämpft. Die Mobilisierung, die Leidenschaft fehlte. Den FDP-Kandidaten ließ Gruber einfach laufen, hat ihn nie attackiert. Das war vor sechs Jahren noch ganz anders. Da haben sich alle OB-Kandidaten auf den FDP-Mitbewerber Prof. Dr. Christoph Zeitler gestürzt und ihn auf ein venichtendes Ergebnis von 1,58 % gedrückt. /hs