Ergolding (09.03.2017) „Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg“, stellt Tobias Lermer fest, der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes (LPV) Landshut – und blickt zufrieden zurück auf eine Maßnahme, bei dem eine Reihe von Partnern in wenigen Tagen viel für die Natur im Landkreis Landshut erreicht haben:
Der LPV, der Markt Ergolding (Bauhof), die Diakonie, Landwirte und der Landesbund für Vogelschutz haben Hand in Hand gearbeitet, um Büsche an den Ufern des Feldbachs zu pflegen und zu verjüngen sowie den Schilfgürtel des Weihers am Gasthof „Rosenhof“ auszulichten, um die wertvollen Biotope zu erhalten und zu entwickeln.
Denn um kleine, aber sehr wichtige und wertvolle Lebensräume, um Inseln im eintönigen Meer der Zivilisationslandschaft handelt es sich bei diesen grünen Oasen: Wären die kleinen Biotope in eine großflächig intakte Natur eingebettet, würden sich diese schon selbst regulieren: Aber als wertvolle Restbestände der vormals weit ausgedehnten Auenlandschaft entlang des einstigen Wildflusses Isar sind Feldbach und Rosenhof-Weiher sehr wohl auf die pflegende Hand naturkundiger Menschen angewiesen; jedenfalls dann, wenn sie Heimstätte für Fische, Vögel, Insekten und Wasserpflanzen bleiben sollen.
Gemeinsam mit LPV-Geschäftsführer Tobias Lermer haben sich Ergoldings Bürgermeister Andreas Strauß und der Leiter des Bauhofs der Marktgemeinde, Michael Mayer, vor Ort über die Landschaftspflegemaßnahmen informiert. Mit Freude konnten sie feststellen, dass alle erfolgreich abgeschlossen worden sind – und zudem rechtzeitig, bevor Frühlingsgefühle die heimischen Singvögel übermannen und die Vogelbrutzeit beginnt. „Gehölzpflege in der offenen Landschaft ist dann nicht mehr verantwortbar und zudem nach dem Naturschutzgesetz auch nicht mehr zulässig“, legt Tobias Lermer dar.
Licht in Ecken und Hecken
„Solche Pflegemaßnahmen sind notwendig, damit wieder ausreichend Luft und Licht ins Dickicht von Hecken, Kopfweiden und anderen Gehölzen kommen an unseren Bächen und Weihern“, erklärt Tobias Lermer. Dann sprieße die Natur wieder, treibe vielerorts buchstäblich Blüten – kurz: würden „Büsche, Hecken und Uferstreifen revitalisiert“, erläutert der Naturschutz-Fachmann.
Die Natur danke es ihren Pflegern: Die „auf Stock gesetzten“, wie das der Fachmann nennt, also bis auf eine Handbreite über den Boden abgeschnittenen Sträucher verjüngen sich komplett – und sie blühen daher in den Folgejahren stärker und tragen auch mehr Früchte. Ab dem zweiten Jahr nach der Maßnahme bieten sie eine bessere Nahrungsgrundlage für Insekten und damit einen reichhaltig gedeckten Tisch für viele Vogelarten, aber zum Beispiel auch für Bienen, Igel und Haselmäuse. Bemerkens- wie lobenswert finden es LPV-Geschäftsführer Tobias Lermer, dass der Markt Ergolding den Feldbach auf einer Teilstrecke im Gemeindegebiet für Ausgleichszwecke renaturiert hat: Dort ist aus einem wie mit Lineal gezogenen, öden Wasserkanal wieder ein geschwungener, lebendiger Bachlauf geworden. Das tut natürlich der Fauna in dem Bach gut, der im Hügelland hinter Grafenhaun entspringt und unterhalb von Ergolding in die Isar mündet.
Biologisch, also wörtlich: das Leben betreffend, besonders wertvoll ist auf dem Gebiet der Marktgemeinde Ergolding der große Weiher beim „Rosenhof“: in vielfacher Hinsicht – für Tier- und Pflanzenwelt, aber auch für den Menschen. Nicht nur die Gäste des beliebten Lokals, sondern auch viele Spaziergänger genießen den Hauch von freier Natur mit Wiesen, Bäumen und dem schilfbestandenen Weiher.
Weil hier keine intensive Nutzung durch den Menschen erfolgt, tummeln sich jede Menge Fische im Weiher, aber auch Kaulquappen und Frösche, Insekten und Würmer: Eisvogel, Teichhuhn und Drosselrohrsänger leben in einer Art Vogel- Schlaraffenland. Bis vor Kurzem war noch jedes Jahr ab Mai auch ein brütendes Zwergdommel-Pärchen mit von der Partie.
Bayernweit 70 Brutpaare
Mächtig stolz waren die Vogel- und Naturschützer im Landshuter Raum darauf, zu den Brut-Quartieren der maximal 70 Zwergdommel-Paare in Bayern zu gehören: Neben dem Ergoldinger Weiher war auch das Naturschutzgebiet Mittlere Isarstauseen bei Eching lange eine Zwergdommel-Kinderstube. Die Zwergdommel steht auf der Roten Liste der bedrohten Vogelarten in Bayern in der Kategorie 1 – „vom Aussterben bedroht“; aber nicht nur hierzulande – auch die Welt- Naturschutzunion IUCN stuft die Art in diese Kategorie ein.
Was aus den Ergoldinger und Echinger Zwergdommeln geworden ist, die verborgen im Schilfdickichten lebten, ist auch für Experten ein Rätsel. Die Auflösung dürfte wohl eine sehr traurige Geschichte sein. Denn die Zwergdommel, die mit 27 bis 35 Zentimetern Körpergröße etwa so groß ist wie ein Eichelhäher, ist ein Zugvogel: Schon zig Jahrtausende, bevor der Mensch das Schlagwort Globalisierung erfunden hat, flogen Europas Zwergdommeln regelmäßig über Mittelmeer und Sahara, um südlich der Wüste zu überwintern, in der Sahelzone – jenem über 6000 Kilometer langen Streifen Land, aus dem die Welt seit Jahren stetig Nachrichten erreichen über Bürgerkriege und Terroranschläge von Islamisten, über Mord und Totschlag und fürchterliche Hungersnöte.
Immer weniger Lebensraum
Der Rückgang der Zwergdommel-Bestände in ganz Europa und die damit zusammenhängende Isolation der Restpopulationen, die der Art natürlich nicht