(23.04.2017) Aktuelle Zahlen zeigen: Fast die Hälfte der Menschen in Bayern engagieren sich ehrenamtlich. „Das ehrenamtliche Engagement ist der Kitt unserer Gesellschaft“, unterstrich Helmut Radlmeier, Stimmkreisabgeordneter für die Region Landshut, im Gespräch mit der neuen Ehrenamtskoordinatorin am Landratsamt, Christiane Seifert (Foto).
Gemeinsam besprachen Seifert und Radlmeier, wie man die Ehrenamtlichen in der Region noch besser unterstützen könne.
Viele Menschen der Region seien ehrenamtlich engagiert und hoch motiviert, berichtete Christiane Seifert, die seit Kurzem am Landratsamt als Ehrenamtskoordinatorin fungiert. Zu ihren ersten Erfahrungen, die sie im Landkreis gesammelt hat, gehört aber auch, dass manche, gerade im Bereich der Asyl- und Flüchtlingshilfe, auf Dauer an den Grenzen der eigenen Belastbarkeit stünden. In allen der rund 30 Helferkreise im Landkreis sei die körperliche, zeitliche und psychische Belastung der Helfer erkennbar. Deshalb müsste für Freiwillige immer die Devise gelten, dass man nur Hilfe zur Selbsthilfe gebe.
Dass das nicht immer einfach ist, zeigen Fälle, in denen Helfer, etwa in der Flüchtlingshilfe, emotionale Bindungen zu Asylbewerbern aufbauen. „Ehrenamtliche sind oft näher dran als Hauptamtliche. Letztere haben Sprechstunden, Ehrenamtliche sind oft Tag und Nacht erreichbar. Außerdem sind sie häufig auch räumlich näher und wohnen nur Meter von einer Unterkunft entfernt“, so Seifert. Deshalb seien nun sogenannte „Supervisionen“ geplant. Mithilfe dieser professionellen Beratung soll auch die klare Abgrenzung zwischen ehrenamtlicher Tätigkeit und Privatleben gestärkt werden. Um Ehrenamtliche zu entlasten, müsse eine gewisse Distanz gewahrt bleiben.
Im Gespräch diskutierten Seifert und Radlmeier auch Vorschläge zu einer Wohnungsbörse, wie sie das Landratsamt Passau im Internet betreibt und zu einem Wohnungslotsen, der wie im Landkreis Dillingen Wohnungen vermittelt. Beides seien gute Maßnahmen, um Wohnungen an Bedürftige zu vermitteln, das spezielle Problem in der Region sei allerdings, entsprechende Angebote zu finden, waren sich Seifert und Radlmeier einig. Der Wohnungsmarkt sei in der ganzen Region angespannt. Eine Börse könne hier in manchen Fällen helfen, allerdings seien die Ansprechpartner vor Ort wichtiger.
Seifert setzt deshalb mehr auf die Schulung der Helfer mithilfe von Informations- und Qualifizierungsangeboten. Best-practice-Methoden sollen gesammelt und ausgetauscht werden. „In Gesprächen merkt man, dass sich die Freiwilligen in erster Linie professionelle Beratung von staatlicher Seite wünschen“, so Seifert. Diese Eindrücke decken sich mit den bayernweiten Zahlen: Der neue Freiwilligensurvey des Freistaats ergab, dass sich freiwillig Engagierte am häufigsten Information und Beratung wünschen, noch vor Punkten wie einer steuerlichen Absetzbarkeit oder der Anerkennung der Tätigkeit als Praktikum oder Weiterbildung. „Durch gezielte Beratung können wir den Helfern helfen“, fasste Radlmeier die Ergebnisse der Freiwilligen-Studie zusammen.
Ehrenamtstag
Beim Thema Anerkennung verwies Radlmeier auf den Ehrenamtstag der Bayerischen Seenschifffahrt. Am Samstag, 22. April, können Besitzer der Bayerischen Ehrenamtskarte die Linienschiffe auf dem Königssee, dem Tegernsee, dem Starnberger See und dem Ammersee kostenlos nutzen. Solche Ehrenamtskarten stehen auch für die Flüchtlingshelfer im Landkreis zur Verfügung. „Der Freistaat möchte damit den vielen ehrenamtlich Engagierten in Bayern Danke sagen und ihren Einsatz würdigen“, so Landtagsabgeordneter Radlmeier.
Auch künftig wollen Seifert und Radlmeier in Kontakt bleiben: Geplant ist eine große Gesprächsrunde mit Ehrenamtlichen, in der diese ihre Anliegen an die Politik vorbringen können. „Es sind unsere Ehrenamtlichen, die unsere Gesellschaft am Laufen halten. Sie haben jede Anerkennung verdient“, betonte Radlmeier, Mitglied der AG Ehrenamt der CSU-Landtagsfraktion.
Bildunterschrift: Über die Facetten des bürgerschaftlichen Engagements sprachen Helmut Radlmeier, Stimmkreisabgeordneter für die Region Landshut, und Christiane Seifert, Ehrenamtskoordinatorin am Landratsamt.