Unterglaim (06.10.2017) Als Sofie und Stephan Riedl im Jahr 2013 die erste Milchtankstelle in der Region eröffneten, wussten sie nicht, ob das Angebot ankommt. Dass diese Bedenken unnötig waren, davon konnte sich Helmut Radlmeier, Stimmkreisabgeordneter für die Region Landshut, bei seinem Besuch auf dem Riedl-Hof überzeugen: Die Frische und Qualität kommt an.
„Vieles war damals Pionierarbeit“, sagt Stephan Riedl rückblickend über die Anfangszeit der Milchtankstelle. Milchautomaten für pasteurisierte Milch hätte es damals in unserer Region einfach nicht gegeben. Den Schritt wollten die Riedls trotzdem gehen, um auch den Kontakt als Erzeuger mit dem Verbraucher wiederherzustellen. Die Entscheidung hat sich gelohnt: Die Milchtankstelle der Riedls ist ein voller Erfolg, viele Kunden kommen schon seit Jahren und zapfen sich selbst ihre frische Milch am Automaten. Das Angebot der Milchtankstelle hat sich im Laufe der Zeit erweitert. Seit einem Jahr gibt es Käse, der von einer Käserei aus der Milch vom Riedl-Hof gemacht wird.
Transparenz stärken
Wo die Milch herkommt, können sich Besucher selbst ansehen. Gleich neben der Milchtankstelle befindet sich der offene Stall mit den 80 Milchkühen. „Die beste Werbung für die Landwirtschaft ist Transparenz“, ist Sofie Riedl überzeugt. Die Kunden sollen sehen, wo die Milch herkommt. Dass es die Riedls mit dieser Offenheit ernst meinen, sieht man auch daran, dass regelmäßig ganze Schulklassen den Hof besuchen. Sofie Riedl hat dafür eigens im Rahmen des Programms Lernort Bauernhof eine Ausbildung zur Erlebnisbäuerin absolviert. Das Programm wird für Grund- und Förderschulen vom Freistaat gefördert, um Schülerinnen und Schülern die heimische Landwirtschaft im Rahmen des Lehrplans praxisnah näher zu bringen. Die Schülerinnen und Schüler seien immer total begeistert, berichtet die Bäuerin. Die Klassen lernen dabei nicht nur die einzelnen Stationen von der Herstellung des Futters über die Fütterung der Kühe bis hin zum Melken, sondern legen selbst Hand an. „Vom Kuhfutter zur Milch und Butter“, fasst Riedl das Programm zusammen.
Das Futter, zum Beispiel Soja, kommt zum Großteil aus dem eigenen Anbau, die Kühe bekommen nur das Beste. Dass es den Kühen gut geht, sieht man nicht nur Hillary, der dienst-ältesten Kuh an. Hillary kam auf den Hof als Bill Clinton Präsident wurde – und wurde prompt nach der damaligen First Lady benannt. Während Kühe im Laufe ihres Lebens im Schnitt drei Kälber zur Welt bringen, kommt Hillary schon auf 16. Ein Zeichen dafür, wie gut die Tiere im Familienbetrieb umsorgt werden.
Familienbetriebe im Blick
Die Riedls und Radlmeier waren sich einig, dass man mehr Augenmerk auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft legen müsse. Familienbetriebe, wie sie für Bayern und die Region typisch sind, hätten es sonst immer schwerer. Vorgaben aus Brüssel und Berlin würden die Arbeit immer weiter erschweren. Ein Beispiel: Weil Milchautomaten dem Mess- und Eichgesetz unterliegen, müssten sie eigentlich nach dem Kauf einen Kassenbeleg ausdrucken. So will es eine EU-Richtlinie. Zum Glück sei auf Druck Bayerns im Bundesrat eine Ausnahmeregelung für bestehende Milchtankstellen beschlossen worden. „Eine Milchtankstelle ist ein Musterbeispiel für Direktvermarktung lokaler und regionaler Produkte. Dieser Weg darf nicht durch bürokratische Hindernisse verbaut werden. Der Riedl-Hof mit seiner Milchtankstelle zeigt, dass Gutes oft so nah liegt“, bekräftigt Radlmeier.
Im Bild oben: Zapfte sich bei seinem Besuch bei Sofie und Stephan Riedl gleich selbst eine frische Milch: Landtagsabgeordneter Helmut Radlmeier (rechts).