Furth (05.07.2018) Feuerwehrleute und Rettungssanitäter sind die Helden des Alltags – doch sie werden im Einsatz immer öfter selbst zu Opfern. Der Ju-Jutsu-Verband Bayern hat deshalb auf Initiative der tatkräftigen Ju – Jutsu Abteilung des DJK Furth ein innovatives Ausbildungskonzept auf die Beine gestellt.
Bei dem deutschlandweit einmaligen Qualifizierungsseminar zum „Fachwirt für Konfliktmanagement und Selbstverteidigung“ haben im letzten Jahr 18 Teilnehmer in Furth erfolgreich ein Pilotprojekt absolviert und stehen nun in den Startlöchern, um als Multiplikatoren ihr Wissen bayernweit weiterzugeben.
Die Ausbildung, die im letzten Jahr in Furth zum ersten Mal abgehalten wurde, qualifiziert die in Selbstverteidigung vorgebildeten Interessenten im Rahmen eines Kurses mit insgesamt 500 Stunden Theorie- und Praxisunterricht dazu, Seminare, Workshops, aber auch Informationsveranstaltungen und Beratungen zur Thematik „Gewalt an Arbeitsplätzen“ anzubieten und durchzuführen. Bayernweit gibt es nach dem diesjährigen Ausbildungsgang bislang 34 Fachwirte. Ab August wird das erfolgreiche Kursformat nun bundesweit angeboten.
Gewaltprävention am Arbeitsplatz ist in den letzten Jahren besonders im Bereich Rettungsdienst, Feuerwehr, aber auch in der Pflege großes Thema geworden. Der Umgang mit aggressiven Patienten erfordert in diesen Berufen inzwischen eine große Kompetenz zur Deeskalation in Konfliktsituationen, denn Gewalt gegen Helfer hat in den vergangenen Jahren leider immer mehr zugenommen.
„Besonders Rettungskräfte werden im Einsatz immer häufiger Opfer von körperlicher oder verbaler Gewalt“, weiß die Pfeffenhausener Landtagsabgeordnete Ruth Müller aus Gesprächen und Diskussionen mit Betroffenen. „Der Respekt vor dem anderen Menschen, auch den Helfern ist leider zurückgegangen“, so Müller.
Viele Betroffene wünschen sich deshalb mehr Fortbildungsmaßnahmen in den Bereichen Deeskalation und Selbstverteidigung.
Und hier kommt der opferorientierte Ansatz des Further Ausbildungskonzepts zum Tragen: „Die angehenden Fachwirte lernen bei uns Situationen nach ihrem Gefährdungsgrad zu analysieren und mit entsprechenden kommunikativen, aber auch patientenschonen-den Selbstverteidigungstechniken zu intervenieren und zu deeskalieren“, erklärt der Gewaltpräventionsbeauftragte des Ju Jutsu Verbands Bayern, Fritz Schweibold, das Konzept des Weiterbildungslehrgangs.
Ruth Müller, Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und Pflege sowie der Further Bürgermeister Andreas Horsche hatten sich mit den Projektinitiatoren Fritz Schweibold und Peter Zehetmeier (Abteilungsleiter Ju-Jutsu) zu einem fachlichen Austausch getroffen, um sich über den aktuellen Stand der Fortbildungsmaßnahme zu informieren und im gemeinsamen Gespräch Möglichkeiten der bayernweiten Projektimplementierung zu besprechen.
„Furth ist die Wiege dieses Projekts und daher wünschen wir uns auch, dass der Schwerpunkt der Ausbildung hier bleibt, wenn nun bald bayernweit trainiert und ausgebildet wird“, legte Peter Zehetmeier den interessierten Politikern die Motivation der Further Abteilung dar.
Ruth Müller versprach den Initiatoren der Fachwirtausbildung auf Landesebene für das Projekt zu werben: „Meiner Meinung nach wäre diese Ausbildung geeignet, um die Einführung von Deeskalationstrainings als Pflichtfortbildung für alle Einsatzkräfte bayernweit einzuführen und umzusetzen.“
Bürgermeister Andreas Horsche unterstützte Ruth Müller in ihrer Einschätzung und freute sich für die Gemeinde, dass die engagierte Ju- Jutsu Abteilung des DJK Furth sich aufmachen will, mit seinem Präventionsprojekt die bayerische Rettungslandschaft zu reformieren. „Unser neues Fortbildungszentrum wäre dafür hervorragend geeignet“.
Im Bild oben von links Ju-Jutsu Abteilungsleiter Peter Zehetmaier, Bürgermeister Andreas Horsche, Landtagsabgeordnete Ruth Müller, Referent Gewaltprävention Fritz Schweibold