Nahe Niederbayerns Grenze. Atomanlage Temelin
Niederbayern (2.01.2019) Die seit Jahren engagierte Kreisrätin Halo Saibold aus Aldersbach wendet sich aktuell mit einem eindringlichen Brief an Florian Promold, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, B e r l i n
In ihrem Schreiben fordert die Kreisrätin eine Atomare Katastrophenschutzübung im ostbayerischen Grenzgebiet zu Tschechien
Sehr geehrter Herr Pronold,
angesichts der atomaren Risiken, die mit dem Betrieb des Atomkraftwerks in Temelin in der Tschechischen Republik verbunden sind, versuche ich schon seit längerem, den Präsidenten der Regierung von Niederbayern dazu zu bewegen, im ostbayerischen Grenzgebiet zu Tschechien eine dringend notwendige Katastrophenschutzübung zu veranlassen. Eine Katastrophenschutzübung ähnlich der, die im Oktober dieses Jahres in Zusammenhang mit dem Betrieb des Atomkraftwerks Isar 2 bei Landshut durchgeführt wurde.
Leider ignoriert Regierungspräsident Haselbeck offensichtlich die Existenz eines solchen Risikos. Auf entsprechende Forderungen meinerseits reagiert er nicht. Deshalb wende ich nunmehr an Sie in Ihrer Eigenschaft als Staatssekretär im Bundesministerium für nukleare Sicherheit und in Ihrer Eigenschaft als ostbayerischer Bundestagsabgeordneter.
Ich halte es aus praktischer und politischer Verantwortung heraus für dringend geboten, einen nicht auszuschließenden Unfall im Atomkraftwerk Temelin und dessen Folgen ins Kalkül zu ziehen. Deshalb müssen soweit wie möglich Vorsorgemaßnahmen geplant und geübt werden, um die Menschen hier bei uns in Ostbayern soweit wie nur irgendwie möglich vor gesundheitlichen Schäden zu bewahren. Dazu wäre es dringend erforderlich, dass innerhalb kürzester Zeit die Verantwortlichen in einem entsprechenden Krisenstab das gesamte Instrumentarium des nuklearen Katastrophenschutzes anwenden. Das gefährdete Gebiet müsste ermittelt werden, die Menschen in diesem Gebiet müssten gewarnt und deren Kinder mit Jodtabletten versorgt und schnellstens evakuiert werden.
Notfallstationen zur Dekontamination der Flüchtenden müssten errichtet und die Unterbringung der Evakuierten müsste organisiert werden. Parallel dazu müsste die Bevölkerung ständig informiert und auf dem laufenden Stand gehalten werden, usw. usw.
Alle diese Maßnahmen erfordern viel und präzises organisatorisches Können und vor allem viel Erfahrung. Erfahrung die nur gewonnen werden kann, wenn alle erforderlichen Maßnahmen im Katastrophenfall vorher unter möglichst realistischen Bedingungen geübt werden.. Unter den oben genannten Vorzeichen ist eine entsprechende Katastrophenschutzübung unter Berücksichtigung der besonderen lokalen Gegebenheiten (Grenzsituation, Sprachprobleme, vielfach Funklöcher) bei uns im ostbayerischen Grenzraum mindestens genau so notwendig, wie sie in der Umgebung des Atomkraftwerks Isar 2 im Großraum Landshut im Oktober 2018 notwendig war.
Um dies zu erreichen bitte ich Sie um Ihre Unterstützung meines Anliegens. Als Staatssekretär im Bundesministerium für nukleare Sicherheit haben Sie bestimmt Möglichkeiten, um auf die Bezirksregierung in Landshut dahingehend einzuwirken, dass schnellstens die von mir geforderte atomare Katastrophenschutzübung durchgeführt wird.
Für Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung bedanke ich mich schon im voraus und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
gez. Halo Saibold