Am 11. März 2011 begann die Atomkatastrophe in Fukushima, Japan - Foto: Wikipedia
Landshut - pm (09.03.2021) Dr. Alex Rosen, Co-Vorsitzender der IPPNW hat sich intensiv mit der Atomkatastrophe in Fukushima Dai-ichi und ihren Folgen auseinandergesetzt. Dort kam es im März 2011 nach einem von einem Seebeben ausgelösten Tsunamie in drei von sechs Atomreaktoren zu Kernschmelzen und einer massiven Freisetzung von radioaktiven Stoffen.
Bis heute, also seit zehn Jahren, setzen die havarierten Reaktoren weiterhin Radioaktivität ins Grundwasser und in den Ozean frei. Das waldige Bergland, das einen Großteil der Präfektur ausmacht, kann nicht dekontaminiert werden. So gelangen durch Wind und Regen, durch Waldbrände und Überschwemmungen immer wieder radioaktive Partikel in die eigentlich dekontaminierten und für Rückkehrer freigegebenen Regionen. Dabei können unbemerkt Hotspots entstehen, auch auf Spielplätzen und Schulhöfen.
Wie Dr. Rosen bei einem Videovortrag ausführte, liegt nach einer offiziellen Studie der Fukushima Medical University (FMU) – Stand Januar 2021 - die Zahl der diagnostizierten Schilddrüsenkrebsfälle pro Jahr unter den 218.000 Kindern aus Fukushima 20 mal höher als statistisch zu erwarten wäre. Die Lagerbecken der havarierten Reaktoren sind bis heute weitgehend ungeschützt und noch immer lagern dort 1.139 hochradioaktive abgebrannte Brennelemente (Stand November 2020). Nur 434 Brennelemente - etwas mehr als ein Viertel - konnten bisher geborgen werden.
Fast 39.000 Menschen aus der Gegend um Fukushima zählten im April 2020 noch als „Evakuierte“, durften also wegen hoher Strahlenwerte auch neun Jahre nach dem Super-GAU noch nicht in ihre Heimatdörfer zurückkehren. Die offiziell als „dekontaminiert“ und damit wieder bewohnbar deklarierten Orte in der Präfektur Fukushima sind noch weitgehend verwaist. Die meisten Menschen möchten ihre Kinder davor bewahren, sie der unsichtbaren Gefahr immer wieder von Neuem erhöhter Radioaktivität
auszusetzen.
In Deutschland führte die Katastrophe von Fukushima zum zweiten Atomausstieg. Seither - also verglichen mit 2010 - hat sich die Atomstromproduktion in Deutschland mehr als halbiert. Die fossile Stromerzeugung ging im selben Zeitraum um ein Drittel zurück, die Ökostromproduktion hingegen hat sich weit mehr als verdoppelt. Deutschland ist weiterhin Stromexportland, verglichen mit 2010 nahm der Exportüberschuss sogar leicht zu.
Aber - darauf weist Kathy Mühlebach-Sturm, Vorsitzende der BUND-Naturschutz-Kreisgruppe Landshut hin – die von der Atomkraft ausgehende Gefahr der radioaktiven Verseuchung ganzer Landstriche ist noch lange nicht gestoppt, sei es beim Uranabbau, sei es beim Reaktorbetrieb samt der oberirdischen Zwischenlagerung abgebrannter Brennelemente und schließlich wegen der fehlenden sicheren Entsorgung für den jahrtausendelang strahlenden Atommüll.
Der Bau neuer AKW sei zudem die teuerste Art, Strom zu erzeugen, so Louis Hermann vom Bündnis für Atomausstieg Landshut. Dies sei nur machbar bei massiven Subventionen oder anderen Wettbewerbsverzerrungen, aber niemals gewinnbringend für unsere Umwelt. Trotzdem gäbe es – jetzt, in einer Zeit, in der der Klimaschutz im Vordergrund steht – starke Atomkraftverfechter, die mit bunten Werbefilmchen neue Sorglos-Reaktoren versprechen und sich dabei als Klimaretter aufspielen.
Dieser Tag, der 11. März, der Jahrestag einer Katastrophe, die fortdauert, sollte uns, so Ingrid Korfmacher vom Bürgerforum gegen Atomkraft Landshut, eine Mahnung sein und die Welt veranlassen, ganz aus diese Hochrisikotechnologie auszusteigen und sie fordert die Regierenden auf, vollständig aus der Atomkraft auszusteigen und die Brennelementefabrik in Lingen zu schließen.
Text:
Kathy Mühlerbach-Sturm
Vorsitzende BUND Naturschutz Kreisgruppe Landshut
Mitglied im BÜndnis für Atomausstieg Landshut