Ausbau von Frauenhäusern, Frauennotrufen, Beratungsstellen endlich angehen!
(08.03.2017) Anlässlich des Internationalen Frauentags luden die Frauenpolitikerinnen der SPD-Landtagsfraktion zum Fachgespräch bezüglich der aktuellen Situation der Frauenhäuser in Bayern in den Bayerischen Landtag ein. Aus dem Heimatlandkreis Landshut der frauenpolitischen Sprecherin der BayernSPD-Landtagsfraktion, Ruth Müller, MdL nahmen auch die Leiterin des Caritas-Frauenhauses, Gabriele Unverdorben, sowie Angelika Hirsch vom AWO-Frauenhaus die Gelegenheit zum Austausch wahr.
Die Frauenpolitikerinnen der SPD-Landtagsfraktion setzen sich für ein flächendeckendes Netz von Zufluchtsstätten für misshandelte Frauen und deren Kinder ein. Eine aktuelle Studie der Universität Erlangen-Nürnberg hat eine dramatische Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen Bedarf an Hilfsangeboten und dem bestehenden Angebot ergeben. In der Diskussion waren sich die beiden Landshuter Vertreterinnen der Frauenhäuser mit ihrer Abgeordneten Ruth Müller einig: „Für von Gewalt bedrohte Frauen und Kinder muss der Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe, den wir schon lange anmahnen, endlich umgesetzt werden. Voraussetzung dafür ist der umgehende Ausbau der Frauenhäuser, Frauennotrufe und Fachberatungsstellen. Der Staat hat dafür Sorge zu tragen, dass er seiner Schutzfunktion für die Bürgerinnen und Bürger umfassend gerecht wird.“ Die beiden Frauenhäuser werden jährlich nur mit 20.250 Euro vom Freistaat Bayern bezuschusst, der Großteil der Kosten wird von Stadt und Landkreis Landshut, getragen, zudem beteiligen sich die Kommunen Landkreis Dingolfing/Landau und Rottal/Inn, sowie den Eigenanteilen der Träger erwirtschaftet.
Das Sozialministerium hatte die „Studie zur Bedarfsermittlung zum Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder in Bayern“ selbst in Auftrag gegeben, ignoriere nun aber die Besorgnis erregenden Ergebnisse, bemängelt Ruth Müller, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Die Versäumnisse seien gravierend: „Es fehlt an Frauenhausplätzen, bayernweit muss jede zweite um Hilfe suchende Frau abgewiesen werden. Die Stellenkapazitäten in den Frauenhäusern sind nach der Studie für die fachgerechte Arbeit nicht ausreichend. Die unzureichende Finanzierung ermöglicht Frauenhäusern oft keine Kostenübernahme für auswärtige Frauen, viele Häuser sind auf Spenden angewiesen. Die Staatsregierung muss hier nun endlich Gelder freimachen, um diese unhaltbaren Zustände für Frauen und Kinder in Not zu beseitigen.“
Auch die Leiterinnen der beiden Frauenhäuser in Landshut sprachen die dramatische Unterfinanzierung und die Personalsituation in den Frauenhäusern an: "Zu wenig Geld und zu wenig Personal führen zu extremen Belastungssituationen und Dauerstress für die Mitarbeiterinnen. Pro Jahr sehen wir uns gezwungen, im Schnitt 120 hilfesuchende Frauen wegen Überbelegung abzuweisen. ", fasste Gabriele Unverdorben zusammen. „Durch Probleme bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum tendierten zudem leider Bewohnerinnen dazu, wieder in ihr altes Umfeld zurück zu gehen“ so Angelika Hirsch, „Zudem fehlen dringend erforderliche therapeutische Angebote für traumatisierte Kinder und die Beratung der Frauen und Mütter kommt aus Zeitmangel zu kurz.“
Die SPD fordert in einem Dringlichkeitsantrag im Plenum am Donnerstag (9. März) die Staatsregierung auf, den Schutz der Frauen endlich ernst zu nehmen. Dringend umzusetzen sind:
die Erhöhung der personellen Kapazitäten in Frauenhäusern und Fachberatungsstellen/Notrufen,
die Überarbeitung der bayerischen Richtlinien für Frauenhäuser und Frauennotrufe,
der Ausbau der Frauenhausplätze und flankierende Maßnahmen durch einen besseren Zugang zum sozialen Wohnungsmarkt,
die Schaffung von Wohnraum für bedrohte Frauen nach dem Aufenthalt im Frauenhaus,
Maßnahmen zum zielgruppenspezifischen Ausbau aller Angebote,
der Einsatz auf Bundesebene für einen Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe vor Gewalt für Frauen und Kinder und
der Einsatz für eine Finanzierung, die allen von Gewalt betroffenen Frauen mit ihren Kindern unbürokratisch Zugang zu Schutz und Hilfe ermöglicht.
In Bayern werden laut einer Studie des Instituts für empirische Sozialforschung (IfeS) pro Jahr 140.000 Frauen Opfer körperlicher und sexueller Gewalt, 90.000 werden schwer misshandelt. In 40 Frauenhäusern in Bayern stehen derzeit 367 Plätze für Frauen und 456 Plätze für Kinder zur Verfügung. Damit kommt ein Frauenhaus-Platz auf 10.000 Einwohner, die Empfehlungen des Vereins Frauenhauskoordinierung liegen bei 1:7500.Im
Im Bild oben von links Gabriele Unverdorben, Ruth Müller, MdL, Angelika Hirsch