Sie stammt aus Hessen, hat schon zwei Jahre in Dresden und eine Saison in der Schweiz gespielt und zuletzt ein Dreivierteljahr in Brasilien gelebt: Mit Barbara Wezorke ist ein Neuzugang ins Nest der Roten Raben geflattert, der für seine 22 Jahre schon allerhand erlebt hat und als interessante, reife Persönlichkeit den Vilsbiburger Bundesliga-Kader bereichert. Im Mittelblock soll sie mithelfen, für jene Stabilität zu sorgen, die für eine erfolgreiche Raben-Saison fundamental sein wird. - „Sehr ehrgeizig“ und ein „Arbeitstier“ sei sie, so beschreibt sich Barbara Wezorke als Volleyball-Profi anno 2015. „Mir fällt wenig zu, ich trainiere viel“, ergänzt sie.
Da mutet es ein bisschen ironisch an, dass sie einst, als ihre Karriere in die Gänge kommen sollte, erst mal dankend ablehnte. Sehr amüsiert erzählt Barbara Wezorke heute jene Geschichte, als ein Stützpunkttrainer bei der TG Rüsselsheim sie im Alter von 12 Jahren zu einem dritten Training in der Woche animieren wollte: „Nö, hab ich damals gesagt. Und ihm erklärt, dass ich ja auch noch ein anderes Leben neben dem Volleyball habe.“
Doch es dauerte nicht mehr lange, bis sich zum ausgeprägten Talent ein enormer sportlicher Ehrgeiz gesellte. Mit 15 wechselte Barbara zum Zweitligisten TG Bad Soden und mit 16 zum Nachwuchsteam des VCO Dresden. Dort blieb sie zwei Jahre, machte ihr Abitur in der Sachsen-Metropole und verband dann den Sprung in die Bundesliga mit der Rückkehr in die hessische Heimat zum VC Wiesbaden. Es folgte eine Saison in der Schweiz beim VC Kanti Schaffhausen.
Dann machte Barbara Wezorke das, was sie „eine Investition in mich selbst“ nennt – und eine „supercoole Erfahrung“. In der Saison 2014/15 schloss sie sich Brasilia Volei an – ohne Spielberechtigung zwar für die brasilianische Superliga, aber ansonsten mit allen Möglichkeiten, was Training, Testspiele und Teamzugehörigkeit betraf. „Das war ein Traum“, schwärmt die Neu-Vilsbiburgerin. „Volleyball ist in Brasilien einfach eine ganz große Sache, das merkt man an vielen, vielen Dingen.“ Nun sollen sich das intensive Training und die mannigfaltigen Erfahrungen in Brasilia in einem volleyballerischen Qualitätssprung der 22-Jährigen manifestieren.
Dass Barbara Wezorke nach der Rückkehr nach Deutschland in Vilsbiburg landen würde, war zwar angesichts der Kontakte zu mehreren Clubs nicht selbstverständlich. Aber doch irgendwie naheliegend. Denn die Roten Raben seien eigentlich schon seit ein paar Jahren „mein Traumverein“, erzählt die Mittelblockerin. Warum? Weil sie 2011 nicht nur zu den besten Mannschaften der Bundesliga zählten, sondern von den Top- Teams auch „mit Abstand am sympathischsten rüberkamen“, wie sich Barbara Wezorke erinnert. Aktuell ist sie ein Fan der Philosophie von Trainer Jonas Kronseder und zeigt sich überzeugt davon, dass das junge Raben-Team sehr viel Potenzial hat.
Mag sich Barbara Wezorke, die in Brasilien alle immer nur „Ba“ gerufen haben, künftig Samstag für Samstag im Trikot der Roten Raben auspowern – am Sonntag gibt es für sie ein anderes wichtiges Ritual. Als gläubige Christin geht sie in die Kirche, auch in Vilsbiburg hat sie schon den Gottesdienst besucht. Äußeres Zeichen ist der Jesus-Fisch, den Barbara Wezorke als Tattoo am Fuß trägt. „Ich bin nicht missionarisch unterwegs“, sagt sie, „aber ich bekenne mich zu meinem Glauben.“