(27.04.2017) „Das Handwerk ist die stabilisierende Kraft für die bayerische Wirtschaft“, bekräftige Helmut Radlmeier, Stimmkreisabgeordneter für die Region Landshut, im Fachgespräch mit Kreishandwerksmeister Alfred Kuttenlochner. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen Herausforderungen und Chancen für das Handwerk in der Region. Nicht weniger als 13 % aller Erwerbstätigen in Bayern arbeiten im Handwerk. „Damit trägt das Handwerk weit überdurchschnittlich flächendeckend zu Wachstum und Beschäftigung bei“, so Helmut Radlmeier.
Das Handwerk bilde rund ein Drittel aller Auszubildenden in Bayern aus. Handwerksbetriebe sind nicht nur im privaten Umfeld tätig, sondern seien auch vielfach wichtige Partner als Zulieferer und Dienstleister für Unternehmen aus Mittelstand und Industrie, ergänzte Kreishandwerksmeister Alfred Kuttenlochner.
Das Problem: 2016 konnte in Deutschland fast jeder zehnte im Handwerk angebotene Ausbildungsplatz nicht besetzt werden. „Die Ausbildungsplätze sind da – allein die Lehrlinge fehlen“, schilderte Kuttenlochner, der selbst seit 37 Jahren Lehrlinge ausbildet. Der Kreishandwerksmeister und Radlmeier wünschen sich eine größere Wertschätzung für das Handwerk. „Das Handwerk steht für hochwertige Qualität und für fachliches Können. Gerade im Bereich Digitalisierung zeigt sich: Das gute alte Handwerk ist hochmodern“, waren Kuttenlochner und Radlmeier einer Meinung.
MINT-Werkstatt
Kuttenlochner lobte in diesem Zusammenhang die Kampagne ‚Elternstolz‘ des Freistaates zusammen mit den Handwerkskammern. Die Kampagne verdeutliche anschaulich die guten Argumente für eine Ausbildung. Dazu gehörten u. a. Sicherheit, Nähe, Karriere, Selbstbestimmung und Praxisbezug. Mit der Kampagne schaffe man hohe Aufmerksamkeit für die Vorteile der handwerklichen Berufe. Eine weitere Möglichkeit, zumindest langfristig Interessenten für das Handwerk gewinnen zu können, seien MINT-Werkstätten in Grundschulen, so Kuttenlochner. In der MINT-Werkstatt arbeiten Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klasse an verschiedenen Stationen zum Beispiel mit Elektrobauteilen, Holzsätzen, Rohren und Metallrohlingen. Fachkundige Handwerksmeister aus den Innungen betreuen sie dabei. „Die Schüler sind begeistert von den Projekten in der Werkstatt. Und die Eltern sind stolz auf ihre Kinder, wenn sie sehen, was der Nachwuchs selbst handwerklich hergestellt hat, berichtete Kuttenlochner. Durch neue Projekte wie ‚Elternstolz‘ oder MINT-Werkstätten seien erste Erfolge erkennbar: Auch wenn noch viele Ausbildungsplätze unbesetzt blieben, „die Talsohle ist augenscheinlich durchschritten“, zeigt sich Kuttenlochner überzeugt.
Starker Partner
„Das Handwerk ist ein wichtiger Partner der guten Qualität regionaler Wirtschaftsstandorte“, waren sich Kuttenlochner und Radlmeier einig. Deshalb stehe die CSU fest hinter dem Handwerk. Erst Ende Februar hatte die CSU-Landtagsfraktion den Erhalt der Meisterpflicht gefordert. Hintergrund sind die durch die Europäische Kommission unterbreiteten Vorschläge für ein Maßnahmenpaket zur Dienstleistungswirtschaft, in dessen Zug auch die Verhältnismäßigkeit der Berufsreglementierungen überprüft werden soll. Grundsätzlich sei die Initiative zu begrüßen, um für Unternehmen die Verwaltungsformalitäten bei der Dienstleistungstätigkeit im Ausland zu erleichtern, so Radlmeier. Allerdings dürften auf keinen Fall durch die Hintertür bewährte Berufsordnungen, wie die Handwerksordnung oder der Meisterbrief, in Frage gestellt werden. „Unsere Berufsordnungen haben sich bewährt und sind ein wichtiger Grund für den Erfolg unserer Handwerksbetriebe und unserer mittelständischen Wirtschaft. Die Politik muss das Handwerk weiterhin stützen. Das Handwerk ist ein echter Stabilitätsanker“, fasste Radlmeier zusammen.
Im Bild: Über Herausforderungen und Chancen des Handwerks in der Region diskutieren Kreishandwerksmeister Alfred Kuttenlochner (links) und Stimmkreisabgeordneter Helmut Radlmeier.