Im Irak gibt es kein funktionierendes Recyclingsystem für Palastikmüll. Der Abfall liegt verstreut in der Landschaft.
Landshut/Halabja - pm (08.02.2022) Mit einer Idee im Gepäck reiste der Landshuter Ingenieur Dominik Metzger Anfang des Jahres nach Halabja in Süd Kurdistan, einem Gebiet im Norden des Iraks. Der Jahrzehnte lange Krieg hatte dort den Aufbau eines funktionierenden Abfallaufbereitungssystems verhindert. Zudem kann das Leitungswasser nicht bedenkenlos getrunken werden. Dadurch besteht ein überdurchschnittlich hoher Bedarf an Plastikflaschen und entsteht eine erhebliche Menge Abfall.
Das soll nun geändert werden, wodurch die Idee von ‚ShredUp‘ entstand.
Gemeinsam mit NGOs vor Ort, die in der Vergangenheit schon mit verschiedenen Projekten zum Thema Umweltschutz aktiv wurden, werden dezentrale Kunststoffrecyclinganlagen sowohl in Südkurdistan/Irak als auch in Rojava/Syrien inklusive der Einführung eines effizienten Sammelkonzepts für Kunststoffabfall gebaut.
Bei den Recyclinganlagen handelt es sich um Kleinstanlagen, die aus einheimischen verfügbaren Material bestehen, ohne dadurch Abhängigkeiten von Importen zu erzeugen und mit leichter Instandhaltung.
Anschließend können mit dem geschredderten Material je nach Bedarf neue Formen gegossen oder gedruckt werden. Auch Einnahmen durch Firmenpartnerschaften und den Verkauf von selbst produzierten und langlebigen Produkten sind möglich.
Damit sollen der Aus- und Aufbau der Recyclingkapazitäten und Arbeitsplätze finanziert werden. Auf die Gleichstellung von Frauen ist bei der Umsetzung des Projekts ein verstärkter Fokus gerichtet. Hierfür sind Workshops speziell für Frauen geplant, Besuche an Mädchenschulen sowie das Involvieren von Frauen als Projektmitarbeiterinnen.
Das Projekt hat bereits die erste Mitarbeiterin, eine Elektroingnieurin aus Halabja, eingestellt. Die 24 Jährige Shnyar schreibt dazu: „Das Recycling von Kunststoff ist mir wichtig, weil ich mein Land liebe und der Umweltschutz durch das Recycling von Kunststoff sich positiv auf das Leben der Menschen vor Ort auswirkt. Meiner Meinung nach wird der wichtigste positive Effekt des Projekts auf die Region die Sensibilisierung für die Schädlichkeit von Plastikmüll sein.“
Am 16. März 1988 wurde die Stadt Halabja, die größten Teils von Kurdinnen bewohnt wird, von Irakischer Luftwaffe unter Saddam Hussein mit Giftgas angegriffen. Dabei starben 5.000 Menschen. Die Anlagen des Giftgasarsenals wurden größten teils von Deutschen Firmen beliefert und illegal aufgebaut. Auch 30 Jahre nach dem Giftgasangriff leiden viele Bewohner an den Spätfolgen mit Krankheitssymptomen sowie die dauerhafte Verunreinigung des Wassers und des Bodens und dem Verlust der Flora in dem betroffenen Gebiet.