Während CSU-Parteichef Helmut Radlmeier bei der CSU-Mitgliederversammlung am Mittwochabend im Gasthaus Hahn (Salzdorf) noch relativ moderat die Umstände vortrug, die zum Rückzug von Fraktionschef Rudolf Schnur als quasi nicht erwünschte Person bei einer Sitzung der Stadtteilgruppe Nikola (mit West) führtenund aus seiner Sicht als harmlos darstellte, zog Stadtrat Wili Hess (Foto), ehemals Polizeidirektor, gegen Schnur kräftig vom Leder. Schon die Sitzordnung war ja im Saal aufschlußreich. MdL Radlmeier, OB Rampf, Ex-MdB Dr. Götzer und Ex-Bezirsktagspräsident Hölzlein saßen ganz vorn. Fraktionschef Rudolf Schnur bevorzugte mit seinen Anhängern die hinteren Positionen. Ludwig Zellner, der auch energisch in die Debatte eingriff, nahm im vorderen Mittelfeld Platz.
Die Junge Union war teils um Neustadtrat Maxi Götzer (24) ganz vorn neben dem Pressetisch versammelt. JU-Chef sowie stellvertretender CSU-Vorsitzender und Neustadtrat Thomas Haslinger (27) wiederum hielt sich weit weg zusammen mit Neustadträtin Karina Habereder (24) auf. Beide griffen ebenfalls in die Debatte ein.
Nicht anwesend war Ingeborg Pongratz, die bei der besagten Stadtteilversammlung in den "Weihenstephaner Stuben" dem neuen Fraktionschef wohl nicht gerade mit einem diplomatischen oder besonders freundlichen Wortschatz zu verstehen gegeben hat, dass dieser bei der Versammlung unerwünscht sei. Oberbürgermeister Hans Rampf war ja lediglich als CSU-Mitlglied seines Stadtteils anwesend.
Intern sollte besprochen werden, ob die Stadtteilgruppen künftig eigenständige Ortsverbände werden sollen inclusive eigenen Kassen. Dies hat ausgerechnet die Stadtteilgruppe Ost mit Rudolf Schnur (53, Foto) an der Spitze beantragt.
Der Stadtteilsprecher West hat freilich per Facebook auch Fraktionssprecher Schnur (versehentlich?) ohne Info an Parteichef Radlmeier engeladen. eigentlich also eine Lapalie. Doch bekanntlich macht der Ton die Musik und da muß sich vor allem Ex-MdL Ingeborg Pongratz, ehemals gleichberechtigte Fraktionschefin zusammen mit Radlmeier, nicht gerade parteidienlich zurückhaltend verhalten haben. In seiner Rede bedankte sich Radlmeier ja mit einer wohlfeilen Laudatio an die Adresse von Pongratz für deren Engagement im Stadtratswahlkampf.
Womöglich ist es da kein Zufall, dass Ihr Gatte, Hans Pongratz, beim Sommerempfang (2.07.) mit der Bürgermedaille für seine Verdienste als langjähriger Sportfunktionär geehrt wird. Schnur fehlte bei jener Sitzung als der Stadtrat den Beschluß zur Vergabe der Bürgermedaillen nichtöffentlich faßte.
Also wurde der bekannte Klartextredner Rudolf Schnur (53) nicht ganz höflich aus der Stadtteilversammlung komplimentiert, rausgebeten oder doch unsanft verbal rausgeschubst, zur Persona non grata erklärt? OB Rampf soll dabei nur zögerlich pro Schnur vermittelt haben. Also kein Machtwort in dem Sinne "Rudi, jetzt bist scho da, jetzt bleibst a da." Der junge Thomas Haslinger meinte später bei der CSU-Versammlung im Hahn-Saal: "Einen Fraktionschef rauszuwerfen ist absolut unakzeptabel." Das Medienecho schon am Tag danach war breit und heftig. Alles wurde plötzlich spitz formuliert. Und sogleich war da eine neue, tiefe Kluft innerhalb der 13 CSU-Stadträte zu entdecken, obwohl Rudolf Schnur doch wenige Wochen zuvor erst einstimmig zum alleinigen Fraktionschef gewählt wurde.
Die Landshuter Mitte wird dieses Schauspiel aus der Ferne mit Wohlwollen verfogt haben. Der Verein (keine Partei) um Prof. Thomas Küffner und Prof. Gabriele Goderbauer-Marchner sieht sich wohl bestätigt. Ein Großteil der LM-Vereinsmitglieder ist ja weiterhin der CSU als Mitglieder verbunden. Die große Abrechnung könnte also erst bei der CSU-Kreisversammlung im Frühjahr 2015 folgen, wenn tunusgemäß die Neuwahl der kompletten Vorstandschaft ansteht. Thomas Haslinger hat da schon eine gewisse personelle Neuausrichtung angekündigt. OB Rampf hat wiederum in seiner beschwörenden Schlußrede am Mitwochabend eine "Handreichung" mit der Landshuter Mitte angemahnt. Eine gewisse (Vermittler-)Rolle könnte da LM-Stadtrat und Rechtsanwalt Tilman von Kuepach (Foto) zukommen, der ehemals Pressesprecher von Fraktionschef Hans Rampf (ab 1998) war.
Kaum vorstellbar ist dagegen, dass Fraktionschef Schnur die Reißleine zieht und mit zwei, drei Getreuen zur Landshuter Mitte wechselt oder gar eine vierte neue C-Fraktion gründet. Ludwig Zellner hat ja in seiner Rede vor einer weiteren neuen "Helmut"-Fraktion gewarnt. Verschiedene Versammlungsteilnehmer werteten Zellners engagierten Debattenbeitrag jedoch eher als Ankündigung zur Bewerbung für die Position des Landshuter Parteichefs bei den Neuwahlen im Frühjahr 2015. Zellner ist jetzt 59, er könnte von der Position des Parteichefs aus 2016 nochmals eine OB-Kandidatur anstreben. Der CSU-OB-Kandidat wird sicherlich schon im Herbst 2015 nominiert. Zellner müßte sich dann CSU-intern in erster Linie wohl gegen Prof. Goderbauer-Marchner (jetzt 54) durchsetzen. Das hat Zellner schon schon einmal (2003) geschafft. Doch der ehemalige 3. und 2. Bürgermeister (1996 bis 2008) hat parteiintern einflußreiche Bremser bzw. Verhinderer wie Ex-MdB Dr. Götzer, OB Rampf und eben auch MdL Radlmeier.
Geschwiegen hat bei der Mittwoch-Versammlung dagegen die am 9. Mai im Stadtrat unterlegene Bürgermeisterkandidatin Gabriele Sultanow (50, Foto). OB Rampf verteidigte ihre Nominierung ausdrücklich. Da ergibt sich die Frage, ob Sultanow gewählt worden wäre, wenn Rampf mit dieser Bürgermeister-Wahl die Vertrauenfrage für sich persönlich verbunden hätte, wenn er quasi direkt mit seinem Rücktritt gedroht hatte, falls seine erklärte Favoritin nicht die Mehrheit bekommt. Fakt ist: Die Mehrhheit der Stadträte hat gegen den erklärten Willen von OB Rampf für den 3. Bürgermeiter Erwin Schneck (FW) gestimmt, mit deutlicher Mehrheit sogar. Aus der Sicht von CSU-Parteichef Radlmeier war dies eine "unheilige Allianz" aus Grünen (7), Freien Wählern (5), der Landshuter Mitte (5) sowie Stadträten der Ausschußgemeinschaft, ja wohl auch der SPD und sogar der CSU. Was war da wohl so "unheilig"?
Ob Rampf hatte für jene Stadträte, die womöglich zu Hauf gegenüber SPD-Kandidat Steinberger (65) das Ehrenwort gebrochen haben absolut kein Verständis, er sprach vielmehr von einer "menschlichen Sauerei".
Im Vorfeld der Bürgermeister-Wahlen war sich aber wohl nur Malermeister Gerd Steinbeger (Foto) allein seines Wahsiegs gegen den acht Jahre jüngeren Dr. Thomas Keyßner absolut sicher. Warum er unbedingt seinen sechsjährigen BM-Kollegen herausfordern mußte bzw. wollte, bleibt allein sein Geheimnis. Nirgendwo hat er öffentlich erklärt, warum er der bessere, qualifiziertere 2. Bürgermeister sein könnte. Keyßner war bei der Stadtratswahl mit großem Abstand der Stimmenkönig. Auch bei der OB-Kandidatur 2004 hat Keyßner 25.14 Prozent der Stimmen erzielt, Steinberger nur 9,13 Prozent. Nicht zuletzt hat Steinberger auch als Vorsitzender des Verkehrssenats an der Seite von OB Rampf den Bürgerentscheid zur Westtangente klar verloren, vom Bürgerentscheid gegen einen Burgaufzug ganz zu schweigen. Nein, der damalige 3. Bürgermeister Steinberger war da dem Oberbürgermeister kein tatkräftiger und schon gar kein erfolgreicher Partner. /hs