LANDSHUT (16.05.20179 Rund 50 Hebammen, Ärzte und Pflegekräfte aus den Fachbereichen Gynäkologie und Geburtshilfe kamen vergangenen Samstag zum traditionellen Frühjahrssymposium der Frauenklinik am Krankenhaus Landshut-Achdorf in den großen Hörsaal.
Landkreis Landshut (16.05.20179 Die Vorträge widmeten sich neuen Entwicklungen in den drei Fachgebieten der Gynäkologie – der Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Geburtshilfe und Perinatalmedizin sowie gynäkologischer Onkologie.
Nach der Begrüßung durch Privatdozent Dr. Lorenz Rieger, Chefarzt der Frauenklinik am Krankenhaus Landshut-Achdorf, sprach Privatdozent Dr. Thomas Schramm von der Pränatal-Medizin-München unter dem Motto „NIPD (nicht invasive pränatale Diagnostik) versus Ersttrimesterscreening – Gynäkologen zwischen Konzerninteressen und Verantwortung für die Schwangere“. Molekularbiologische Untersuchungen hielten immer stärker Einzug in der Pränataldiagnostik, sagte PD Dr. Schramm. Er gab jedoch zu bedenken, dass oberstes Prinzip eine faire und kompetente Beratung sein solle. Pränatale Bluttests sollten nur additiv nach unauffälligem Ersttrimesterscreeening erfolgen, nicht als Ersatz. PD Dr. Schramm appellierte an die Gynäkologen, sich permanent weiterzubilden – ein Aufruf, dessen Wichtigkeit Chefarzt PD Dr. Rieger unterstrich, bevor Prof. Dr. Dr. Wolfgang Würfel vom Kinderwunsch Centrum München über „Immunologische Prinzipien der Implantation und Steuerung der Schwangerschaft“ referierte. Er sprach über die Zellen von Mutter und Fötus und deren Einfluss auf eine Schwangerschaft sowie über den Mikrochimärismus, das Ausschwemmen von embryonalen bzw. fetalen Zellen in den mütterlichen Organismus und den Zusammenhang zwischen einer Schwangerschaft und der in der Folge erhöhten Häufigkeit des Auftretens von Autoimmunerkrankungen wie der Schilddrüsenerkrankung Hashimoto Thyreoditis.
Dr. Elisabeth Brunner von der Frauenklinik am Krankenhaus Landshut-Achdorf sprach schließlich über Adipositas und Schwangerschaft. Mehr als jede zehnte Frau in Bayern sei Studien zufolge schwer übergewichtig, so Dr. Brunner. Sie riet den niedergelassenen Kollegen, adipöse Patientinnen zur Gewichtsreduktion durch Diät, mehr Bewegung und Änderung der Essgewohnheiten bereits vor einer Schwangerschaft zu motivieren, um Risiken für Mutter und Kind in der Schwangerschaft zu reduzieren. Adipöse Schwangere hätten ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes, Früh- oder Fehlgeburten oder Fehlbildungen beim Kind, auch die Kaiserschnittrate sei bei adipösen Schwangeren höher, führte Dr. Brunner aus.
Die leitende Oberärztin Dr. Silvia Sabus, ebenfalls von der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Landshut-Achdorf, sprach in ihrem Vortrag über den Umgang mit weiblicher Genitalverstümmelung. Immer häufiger kämen Patientinnen mit Genitalverstümmelungen an das Krankenhaus, berichtete Dr. Sabus. Während der Schwangerschaft bräuchten diese Patientinnen eine engmaschigere Betreuung und Überwachung, die Geburtsklinik müsse sich zudem auf einen veränderten Geburtsverlauf vorbereiten können. Eine vaginale Geburt sei trotz einer Genitalverstümmelung möglich, wenn die Geburtsklinik dies eingeplant habe, sagte Dr. Sabus.
Chefarzt Privatdozent Dr. Lorenz Rieger hielt abschließend den Vortrag „Möglichkeiten des Fertilitätserhalts bei Tumorpatientinnen“. Er stellte den Fachkollegen innovative Therapiekonzepte vor, die zu immer besseren Ergebnissen bei der Behandlung von Tumorpatientinnen führen würden. Die Lebensqualität und der Erhalt der Fertilität rücke in der Krebstherapie immer stärker in den Blickpunkt, sagte PD Dr. Rieger.
Im Bild ganz oben. Beim Frühjahrssymposium sprachen (v.l.) Dr. Elisabeth Brunner, die leitende Oberärztin Dr. Silvia Sabus und Chefarzt PD Dr. Rieger von der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Landshut-Achdorf sowie PD Dr. Thomas Schramm, Pränatal-Medizin-München, über aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse in Gynäkologie und Perinatalmedizin
Bildquelle: LAKUMED Kliniken
Bildunterschrift:
Prof. Dr. Dr. Wolfgang Würfel sprach in seinem Vortrag „Immunologische Prinzipien der Implantation und Steuerung der Schwangerschaft“ über Zellen von Mutter wie auch Kind und deren Einfluss auf den Verlauf der Schwangerschaft bzw. die Gesundheit der Mutter Bildquelle: LAKUMED Kliniken