(24.09.2016) „Saure Wochen, frohe Feste“ – das berühmte Goethe-Wort beschreibt im Deutschland von heute jedenfalls mit Sicherheit das Leben im Freistaat, findet Prof. Dr. Alexander Denisow: In Bayern wird fleißig und hervorragend gearbeitet – und feiern können sie auch ordentlich, die Bayern.
Das stellte der Rektor der Staatlichen Agrar-Universität von Nowosibirsk mit hörbarer Begeisterung bei einem Besuch bei Landrat Peter Dreier fest. Der Landrat freute sich natürlich über dieses Lob, aber auch darüber, dass die Freundschaftsbande zwischen dem Landkreis und dem Rajon Nowosibirsk auch auf dem Gebiet der Landwirtschaft Früchte tragen.
Wenige Wochen vor den Feierlichkeiten zum 25-jähirgen Bestehen der Partnerschaft mit Nowosibirsk stellte Landrat Dreier einer kleinen Delegation der Agrar-Universität im Beisein von Gabriele Becker, der Vorsitzenden des Nowosibirsk-Freundeskreises, den Landkreis vor. Mit seinen 1340 Quadratkilometern und rund 154000 Bürgern lässt sich der Landkreis Landshut in punkto Größe und Einwohnerzahl nur bedingt mit sibirischen Gebietskörperschaften vergleichen: Die Oblast (Provinz) Nowosibirsk etwa ist mit rund 178000 Quadratkilometer fast halb so groß wie Deutschland und zählt an die drei Millionen Einwohner. (Der Rajon, also Landkreis Nowosibirsk, ist dagegen nur etwa doppelt so groß wie der Landkreis Landshut und hat rund 130000 Bürger.)
Als ein Herzstück des Freistaats Bayern ist die Region Landshut sowohl ein wirtschaftliches Kraftpaket als auch ein attraktiver Lebensraum, wie Landrat Dreier den Gästen darlegte, die zusammen mit Reinhard Neudorfer gekommen waren, dem Geschäftsführer des Vereins „Agroimpuls Bayern“. Neudorfer begleitete die russischen Agrarfachleute in verschiedene Gegenden Bayerns.
Obgleich Standort von Hochtechnik-Firmen und weltweit agierender Unternehmen der Automobil-Branche, sei der Landkreis Landshut in weiten Teilen ländlich geprägt und die Landwirtschaft habe traditionell einen hohen Stellenwert, führte Dreier aus. Das zeige sich unter anderem daran, dass in keinem anderen bayerischen Kreis so viele Schweine gezüchtet und gemästet werden wie im Landkreis Landshut. Diese Form von Spitzenstellung sei andererseits mit Problemen verbunden – für Natur und Umwelt, namentlich für die Sauberkeit des Grundwassers, erläuterte der Landrat.
Daher habe der Freistaat (Landwirtschafts- und Umweltministerium) auch ein Forschungsprojekt für einige der besonders betroffenen Landstriche im Landkreis Landshut ins Leben gerufen: Mit dem Projekt sollen Wege aufgezeigt werden, wie Landwirte umweltgerecht und zugleich ökonomisch Dünger einsetzen können; Ziel ist, einen Beitrag zu leisten zur Reduzierung der Nitrat-Belastung im Grundwasser.
Auch große Hähnchen-Mastbetriebe gebe es im Landkreis und die Biogas-Nutzung sei auf hohem Niveau. Ja – und natürlich gehöre ein Teil des Landkreises zur Hallertau, zum größten zusammenhängenden Hopfen-Anbaugebiet der Welt, legte Landrat Dreier gegenüber den Agrarexperten dar.
Die Symbiose zwischen Bayern und Bier ist auch im fernen Osten Russlands legendär – und der Besuch des Oktoberfestes (und des Zentralen Landwirtschaftsfestes) in München hat die russischen Gäste sichtlich begeistert – und zu dem Lob von Prof. Denisow geführt, dass die Bayern zu feiern verstehen. Der Rektor stellte die Staatliche Agrar- Universität von Nowosibirsk vor: Sie ist vor 80 Jahren gegründet worden, hat sieben Fakultäten, an denen zusammen rund 700 Dozenten lehren und begeht im November feierlich ihren runden Geburtstag.
Insgesamt zählt die Agrar-Universität derzeit rund 12000 Studenten, in Nowosibirsk sowie einer Dependance in der – für sibirische Verhältnisse – benachbarten, rund 200 Kilometer entfernten Stadt Tomsk. Prof. Denisow verwies mit Stolz darauf, dass die Nowosibirsker Universität nun schon eine lange und bewährte Zusammenarbeit verbindet mit der Berliner Humboldt-Universität und mit den Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Weihenstephan (Freising).
Rund 20 seiner Studenten seien derzeit an verschiedenen Orten in Bayern, um sich hier über die moderne Landwirtschaft in Bayern zu informieren, von der Agrartechnik bis zu Vermarktungsstrategien – aber auch, um Deutschland kennenzulernen und ihre Deutschkenntnisse noch einmal zu verbessern. Die Studenten aus Sibirien erführen dank ihrer Einbindung in bayerische Bauern-Familien so viel über Land, Leute, Traditionen und das Alltagsleben: Diese Aufenthalte in Bayern seien eine ganz großartige Sache und brächten den jungen Leuten wertvolle Erfahrungen fürs ganze Leben, machte der Universitätsrektor deutlich.
Sehr stolz ist man an der Agrar-Universität von Nowosibirsk auf die Leistungen vieler ihrer Studenten in verschiedenen Sportarten – derzeit natürlich besonders auf den Ringer Roman Wlassow, der bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (Ringen im griechisch-römischen Stil) eine Gold-Medaille geholt hat. Gerne würde die Agrar-Universität auch Sport-Kontakte zwischen Bayern und Sibirien einfädeln – Landshut sei ja in punkto Eishockey eine gute Adresse, meinten die Gäste aus Nowosibirsk.
Nun, Sportkontakte seien für den Nowosibirsk-Freundeskreis durchaus ein lang gehegter Wunsch, sagte die Vorsitzende des Freundschaftsvereins, Gabriele Becker: Die Spitzensportler auf Nowosibirsker Seite müssten halt vielleicht zusagen, dass die Gäste aus Niederbayern nicht immer mit einem „Zu-Null- Ergebnis“ aus den Begegnungen gehen, bemerkte sie gutgelaunt. Und auch Landrat Peter Dreier, der den Gästen Exemplare der 284 Seiten starken Landkreis-Broschüre überreichte, bekräftigte, dass man schauen werde, Kontakte auch in diese Richtung herzustellen. Damit könne man der lebendigen Partnerschaft zwischen dem Landkreis Landshut und dem Rajon Nowosibirsk eine weitere Facette hinzufügen.
Im Bild oben: Wieder Gäste aus Nowosibirsk im Landratsamt: Das Bild zeigt Landrat Peter Dreier mit Vertretern der Agrar-Universität von Nowosibirsk mit ihrem Rektor Prof. Dr. Alexander Denisow (4. von rechts), der Vorsitzenden des Freundeskreises Nowosibirsk, Gabriele Becker (3. von links) und dem Betreuer der russischen Gäste, Reinhard Neudorfer (links) vom Verein Agroimpuls Bayern.