Anlässlich eines Besuches in der staatlichen Wirtschaftsschule Landshut erklärte Dr. Thomas Gambke, Bundestagsabgeordneter aus Landshut und Mittelstandsbeauftragter der grünen Bundestagsfraktion: "Durch die Berichterstattung über bayerische Wirtschaftsschulen aufmerksam gemacht, wollte ich den Schultyp Wirtschaftsschule näher kennenlernen." Deshalb besuchte MdB Gambke kürzlich die Staatliche Wirtschaftsschule Landshut. Zusammen mit seinen Mitarbeitern Alexander Petzenhauser, Konrad Huber und Johannes Schmid informierte Schulleiter Johann Huber den Landshuter Abgeordneten offen über den Schultyp Wirtschaftsschule, die Chancen aber auch die Probleme der Wirtschaftsschule.
Größtes Problem, so Huber, sei, dass viele Eltern die Wirtschaftsschule gar nicht im Blick hätten, schließlich stellt sich für viele Familien die Entscheidung der Schullaufbahn in der vierten Klasse, während der Übertritt an die Wirtschaftsschule erst nach der sechsten, siebten oder neunten Klasse möglich sei. Die Einführung der sechsstufigen Realschule habe zu einem Rückgang der Schülerzahlen geführt.
Gambke findet hierzu klare Worte: „Was mit der Einführung der R6 passierte, war der schulpolitisch falsche Weg. Die Sortiererei nach der vierten Klasse ist nicht zielführend und erzeugt einen hohen Druck auf die Grundschüler – sprich auf Kinder mit gerade mal 10 Jahren.” Auch die übermäßige Studienorientierung bemängelt der ehemalige Werkleiter. Vielmehr müssten angesichts des Fachkräftemangels Schule und Wirtschaft enger kooperieren und eine praxisorientiertere schulische Bildung forciert werden.
Genau diese Forderung, so Huber, erfüllt die Wirtschaftsschule: Mit den Übungsunternehmen als eigenem Schulfach grenzen sich die bayerischen Wirtschaftsschulen schon seit einiger Zeit von anderen Schulzweigen ab. In kleinen Gruppen arbeiten Schüler eigenständig in Projektfirmen und kümmern sich um alle Geschäftsbereiche wie beispielsweise Einkauf, Produktion, Buchhaltung und Marketing. Gambke konnte sich persönlich im Übungsunternehmen vom umfangreichen Fachwissen und der praxisorientierten Arbeit der Schüler im Übungsunternehmen überzeugen.
Eine traditionell starke Praxisorientierung und die Einführung des neuen kompetenzorientierten Lehrplans an Wirtschaftsschulen als Vorreiter in Bayern machen den Wirtschaftsschulabschluss zu einem gerade bei Unternehmen gefragtes Zeugnis.
„Der Mittelstand braucht gute Leute”, betonte Gambke, der die Entwicklung der Schülerzahlen angesichts der guten verwaltungsorientierten Ausbildung als „bedauerlich” bezeichnet. Dass die Wirtschaftsschüler nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch interessiert sind, erfuhr der Abgeordnete in der abschließenden politischen Diskussion. Gambke hatte sichtlich Freude an dem Diskurs mit den Jugendlichen. Nicht nur die Griechenlandrettung, bei der Gambke die Notwendigkeit eines Schuldenumbaus sieht, beschäftigt die Schüler. Leidenschaftlich wurde auch über das Zwischenlager für Atommüll beim Atomkraftwerk Ohu, die Asylpolitik und Deutschlands Rolle bei der Entwicklung von Zukunftstechnologien diskutiert.
Im Bild: Diskussionsrunde in der staatlichen Wirtschaftsschule mit dem Bundestagsabgeordneten Dr. Thomas Gambke