Geisenhausen/Buch: Das hatte man sich bei der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) anders vorgestellt! Nach dem Kreuzweg des Kreisverbands diskutierte man am Freitag mit Politikern diverser Parteien über die AfD, die selbst in Bayern schon fast zweistellige Umfragewerte verzeichnen kann. Außer „Grenzen dicht!“ und diese notfalls mit Schusswaffen sichern, hört man ja nicht mehr viel von den Alternativen der Alternative für Deutschland (AfD). Das sollte sich ändern!
KAB-Kreisvorsitzender Josef Aigner (re. im Bild) und Rainer Forster (2. von re.9 recherchierten im Internet und fanden auch einen lokalen Ansprechpartner: den Kreisvorsitzenden Franz Arnold. Der wollte sich einer öffentlichen Diskussion nicht stellen und sagte ab. Man plante ohne die AfD weiter, bis sich plötzlich, wenige Tage vor der Sitzung, Petr Bystron (links im Bild) meldete. Bystron ist AfD-Landeschef in Bayern. Nach dem turbulenten Parteitag in Essen, hatten sich seine sechs Kollegen im Landesvorstand mit dem einstigen Parteigründer Bernd Lucke aus der Partei verabschiedet. Am Freitag stand Petr Bystron pünktlich im Taufkirchner Pfarrsaal, jedoch ohne das Fernsehteam von Russia Today, das er gegenüber der KAB angekündigt hatte.
Um einen offenen und fairen Dialog solle es gehen, den Renate Kaßner soziokratisch begleiten wird, So Forster. Als Bystron eingangs die kurze Geschichte seiner Partei vorstellte, wurde es Heiner Müller-Ermann (SPD/KAB) schnell zu viel. „Dafür sei er heute nicht gekommen, sondern wegen einer inhaltlichen Auseinandersetzung!“ Eine hitzige Diskussion um die Steuerpolitik entbrannte. Bystron´s AfD setzt auf eine Steuer-Flat. Egal wie viel man verdient, jeder solle nur 19 Prozent Einkommenssteuer zahlen. Das sei für ihn gerecht und würde dem Staat mehr Steuereinnahmen bringen, glaubt der AfD-Mann. Viele im Publikum konnten das nur mit Kopfschütteln quittieren.
Gottfried Traber (CSU/KAB) entnahm dem Parteiprogramm, dass die AfD die Gewerbesteuer abschaffen will. Eine Gegenfinanzierung für die Kommunen vermisse er jedoch. Heiß debattiert wurde auch die ungleiche Vermögensverteilung. Die Schere zwischen arm und reich gehe nachweislich immer weiter auseinander. Diese Entwicklung gefährde den sozialen Frieden und dabei gehe es nicht um „Gleichmacherei“ betonte Dr. Wolfgang Doster (Die Linke/KAB). Von Umverteilung und sozialem Ausgleich hält Bystron nichts. Soziale Einrichtungen, andere Organisationen und auch die Kirchen sollen sich „interessant für Spender“ machen. In Richtung Müller-Ermann meinte er, „wer zu den Besserverdienern gehört, könne seine eigene Stiftung gründen.“ Worauf dieser konterte: „mit ihren Ansichten würden Sie selbst bei der FDP ein Parteiausschlussverfahren bekommen!“
Auch den Atomausstieg hält Bystron für falsch, da das in Deutschland eine sichere und saubere Sache sei. Da hielt es Klaus Adlberger nicht mehr auf seinem Stuhl. Der engagierte Bauer aus dem Landkreis Ebersberg, sitzt zwar für die AfD im Kreistag, ist aber kein AfD-Mitglied. Die Energiewende müsse weitergehen! Bei steigender Umweltbelastung und endlicher Ressourcen sei das definitiv alternativlos.
Bystron betonte immer wieder, dass er seine persönliche Meinung vertrete und erst beim kommenden Parteitag vom 30.04. bis 01.05. das neue Parteiprogramm verabschiedet wird. Auch nach rechts wolle sich die AfD künftig abgrenzen und prüfe Neumitglieder genau. Systemkritisch ist die AfD, eine echte, eine bessere Alternative nicht. Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung wird sich inhaltlich weiter kritisch mit der Partei beschäftigen, versprachen Josef Aigner und Rainer Forster.
Bild: Die beiden päpstlichen Schreiben gab es als kleines Dankeschön für den Landeschef der AfD Petr Bystron, daneben Renate Kaßner, Rainer Forster und Josef Aigner