Im Bild von links die Bürgermeisterinnen Maria Neudecker (Wurmsham), Birgit Gatz (Tiefenbach); MdL Ruth Müller, Katharina Rottenwallner (Altfraunhofen), Luise Hausberger (Baierbach) beim neuerbauten Waldkindergarten in Altfraunhofen.
(8.08.2016) Netzwerke sind im beruflichen Alltag bei Männern eine Selbstverständlichkeit, davon können Frauen in ihrer täglichen Arbeit allerdings auch profitieren. Ein erfolgreiches Netzwerkerinnen-Treffen fand kürzlich im Altfraunhofener Rathaus statt.
Die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Müller hatte sich zum Meinungsaustausch mit den Bürgermeisterinnen Katharina Rottenwallner (Altfraunhofen), Luise Hausberger (Baierbach), Birgit Gatz (Tiefenbach), Maria Neudecker (Wurmsham) und Rosa-Maria Maurer (Adlkofen) getroffen. Entstanden war die Idee bei einem zufälligen Treffen der Politikerinnen bei der Einweihung des neuen Satelitten-Terminals am Münchner Flughafen.
"Der etwas andere Kindergarten"
Am neuen Schmuckstück ihrer Gemeinde Altfraunhofen begrüßte Bürgermeisterin Katharina Rottenwallner die Damenriege: Im neuen Baugebiet am Sonnenhang, das für 70 Familien Platz bietet, und idyllisch am Waldrand liegt, ist der "Waldkindergarten Altfraunhofen" entstanden. Claudia Sandmeyer, die Leiterin des Waldkindergartens erläuterte den Politikerinnen das pädagogische Konzept und führte sie durch die angenehmen Räume des "Häusls", dessen Baumaterialien passend zum Waldkindergarten überwiegend aus Holz und Kork bestehen und bei schlechtem Wetter Unterschlupf bietet, aber auch Platz für Utensilien hat und für die Mittagsverpflegung mit einer kleinen Küchen ausgestattet ist. "Unsere Kinder fühlen sich im Wald wohl", zeigte sich Katharina Rottenwallner zufrieden mit dem Konzept. Zudem habe man wohnortnah in der neuen Siedlung eine Kinderbetreuung geschaffen, die fußläufig erreichbar sei und zudem äußerst kostengünstig errichtet werden konnte. Der Eigenanteil der Gemeinde habe lediglich 60.000 Euro betragen, so Rottenwallner. Die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Müller freute sich, dass der Waldkindergarten auch an dem von ihr initiierten Obstprogramm teilnimmt - einmal in der Woche erhalten die Kinder kostenlos Obst und Gemüse, das von der Biokiste Höhenberg geliefert wird. Müller hatte für die Kinder ebenfalls als Mitbringsel sommerliches Obst dabei.
Politische Diskussion im Rathaus
Im Rathaus Altfraunhofen diskutierten die Politikerinnen über verschiedene politische Themenfelder. Bürgermeisterin Rosa-Maria Maurer (Adlkofen) beklagte die lange Bearbeitungszeit der Förderanträge für den Breitbandausbau. "Wir brauchen dringend das schnelle Internet für alle Haushalte", so Maurer. Auch in ihrer Gemeinde gebe es Unternehmen, die weltweit agieren und Niederlassungen hätten, und auf zuverlässige und schnelle Übertragungsraten angewiesen seien. In der Vergangenheit habe man gedacht, der Markt würde es regeln. Das sei eine Fehleinschätzung gewesen und nun müsse dringend und schnell gehandelt werden. "Das schnelle Internet ist insbesondere für ländliche Regionen ein Standortfaktor, wenn es darum geht, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen", pflichtete Bürgermeisterin Luise Hauberger (Baierbach) bei. Die beiden Bürgermeisterinnen der Verwaltungsgemeinschaft Altfraunhofen-Baierbach haben sich dazu ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie wollen Glasfaserleitungen für jedes Haus und wollen nun versuchen, über das Bundesprogramm weitere Fördermittel zu generieren.
ÖPNV-Angebote verbessern und verzahnen
Für die stadtnahe Gemeinde Tiefenbach sprach Bürgermeisterin Birgit Gatz ein wichtiges Thema an: Die unzureichende ÖPNV-Verbindung zwischen Stadt und Landkreis Landshut. "Wenn sich bei uns Firmen ansiedeln wollen, ist neben dem Internet auch eine wichtige Frage, wie die Beschäftigten zu ihrem Arbeitsplatz kommen", so Gatz. Für junge Erwerbstätige, die aus der Metropole München in die Region ziehen, sei es nicht selbstverständlich, ein Auto zu besitzen. Gatz hat die Erfahrung gemacht, dass sich diese bei ihrer Mobilität auf den ÖPNV verlassen würden. Ruth Müller, die auch Kreisrätin ist, berichtete hierzu, dass die Initiative für einen "Landshuter Verkehrsverbund" auf dem Weg sei - allerdings sei dies kein einfaches Unterfangen, müssten doch bestehende Linienverkehre verschiedenster Anbieter mit dem Angebot der Stadtwerke Landshut "unter einen Hut" gebracht werden. "Aber unsere Region kann es sich auf Dauer nicht leisten, beim ÖPNV und anderen Verkehrsthemen nur in kommunalen Grenzen zu denken", so Müller. Die Bürgerinnen und Bürger würden dafür kein Verständnis haben und gleichzeitig könne man mit einem intelligenten Angebot auch zur Verkehrsreduzierung und damit zum Umweltschutz beitragen.
Bürgermeisterin Maria Neudecker (Wurmsham) brachte auch das Konzept des "Flexi-Busses" ein. In Schwaben sei das entwickelt worden und funktioniere gerade im ländlichen Bereich sehr gut. "Wir müssen das Rad nicht immer neu erfinden", so Neudecker. Innovative Ideen gebe es schließlich auch in anderen Kommunen.
Daseinsvorsorge als wichtige Aufgabe
Der Erhalt der Nahversorgung ist den Bürgermeisterinnen ein wichtiges Anliegen, stellt sie aber gleichzeitig vor große Herausforderungen, wie Rosa-Maria Maurer (Adlkofen) berichtete: Nach langen Verhandlungen war es ihr gelungen, wieder einen Hausarzt für die Gemeinde zu bekommen und die Apotheke am Ort zu erhalten. Es werde allerdings zunehmend schwieriger, Haus- und Fachärzte auf´s Land zu bekommen, stellten die Bürgermeisterinnen unisono fest: Junge Ärzte scheuen das finanzielle Risiko einer Praxiseinrichtung und die Feminisierung im Gesundheitswesen führe dazu, dass sich Ärztinnen vermehrt für Gemeinschaftspraxen interessieren, um Familie und Beruf auf Dauer vereinbaren zu können. Hier brauchen die Kommunen Unterstützung und Hilfestellung, um auf Dauer die medizinische Versorgung sicherstellen zu können.
Mehr Frauen in die Kommunalpolitik
"Erfrischend" nannte die SPD-Landtagsabgeordnete, Ruth Müller den Vormittag in der Gemeinde Altfraunhofen. Sie nehme interessante Impulse aus der Kommunalpolitik mit und werde sich um die konkreten Anliegen der Bürgermeisterinnen kümmern. "Wenn ich sehe, welch wunderbare Arbeit Sie tagtäglich für Ihre Bürgerinnen und Bürger leisten und mit welch unkonventionellen Mitteln manche Ideen umgesetzt wurden, wünsche ich mir mehr Frauen in der Kommunalpolitik", so Müller. Denn leider sei die Kommunalpolitik - egal ob in der Führungsebene oder als Ratsmitglied - noch immer sehr männlich geprägt: Lediglich 20,1 Prozent aller bayerischen Ratsmitglieder seien weiblich, bei den Gemeinderäten schneiden die Frauen am schlechtesten ab: Der Frauenanteil beträgt hier nur 19,1 Prozent und Niederbayern belegt mit der Oberpfalz den letzten Platz mit einem Frauenanteil von gerade einmal 16,3 Prozent. Noch rarer sind dagegen die Bürgermeisterinnen in Bayern gesät: Bei 2.056 Gemeinden sind lediglich 178 Rathäuser in weiblicher Hand - damit liegt die Quote nur bei 8,7 Prozent. Deshalb haben die engagierten Rathaus-Chefinnen auch beschlossen, gemeinsam mit Karin Boerboom, der Gleichstellungsbeauftragten des Landratsamts eine Initiative zu starten, die mehr Frauen für die Kommunalpolitik begeistern soll. "Man braucht die Liebe zur Heimat, den Willen, etwas zu bewegen und vor allem den Wunsch, für die Menschen Verbesserungen zu erreichen", fasste Katharina Rottenwallner die Grundvoraussetzungen für das Bürgermeisterinnen-Amt zusammen. Und diese Qualifaktion bringen viele Frauen mit.