Wenige Kilometer von der Hochschule Landshut sind in der ehemaligen Kaserne derzeit rund 320 Flüchtlinge untergebracht. Um die Lebenssituation der Menschen zu verbessern, wollten viele Hochschulangehörige helfen und sich mit einbringen. Aus diesem Engagement heraus wurde vor einem Jahr, am 15. Oktober 2014, die Hochschulinitiative „Flüchtlinge in Landshut“ gegründet.
„Die Hochschulinitiative hat ein übergeordnetes Ziel: Durch den kommunikativen Austausch zwischen Hochschulangehörigen und den Flüchtlingen soll die Hochschule als ein offener Ort des Gemeinwesens etabliert werden“, erläutert der Initiator Prof. Dr. Stefan Borrmann, Dekan der Fakultät Soziale Arbeit.
Ahmed Biazeed ist einer von 14 Flüchtlingen, der das Angebot der Hochschule für offene Vorlesungen wahrnimmt
Eine erste Maßnahme war die Einrichtung eines Internetcafés für Flüchtlinge in einem leerstehenden Gebäude der Hochschule Landshut. „Damit konnten wir den Flüchtlingen die Möglichkeit geben sich zu informieren und kommunizieren, da es in den völlig überfüllten Räumen der Unterkünfte keine zugänglichen Internetanschlüsse gibt“, so Borrmann. Das Projekt wurde durch den Lions Club Landshut finanziell unterstützt. Auf Grund des Baus des neuen Büro- und Hörsaalgebäudes gibt es das Internetcafé nicht mehr. Die Flüchtlinge können aber weiterhin die Computer in der Hochschulbibliothek sowie auch die Bibliothek selbst nutzen.
Weitere Maßnahmen wurden schnell initiiert. So haben Studierende durch verschiedene Aktionen Spenden für die Flüchtlingsarbeit in Landshut gesammelt. Auch wurde das Thema in die praxisorientierte Lehre miteinbezogen. Zum Beispiel haben Studierende zusammen mit Flüchtlingen in einem Bandprojekt mitgewirkt oder eine Stadtführung speziell für Flüchtlinge entwickelt. Durch die Arbeit der Hochschulinitiative ist es gelungen zahlreiche Studierende fächerübergreifend für die ehrenamtliche Arbeit mit Flüchtlingen zu gewinnen.
„Die Hochschule ist mittlerweile gut mit den sozialen Einrichtungen im Bereich der Flüchtlingshilfe vernetzt“ freut sich Borrmann. Ende September veranstaltete die Fakultät Soziale Arbeit eine viertägige Summer University. Mit Referenten aus ganz Deutschland wurde das Thema „Die Situation unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge (umF) in Deutschland“ näher betrachtet und Maßnahmen besprochen. Insgesamt 26 Studierende der Sozialen Arbeit konnten hierbei z.B. die Themen Fluchtgründe oder asyl- und aufenthaltsrechtliche Grundlagen vertiefen. Zudem stellte sich die Münchner Schlauschule für minderjährige Flüchtlinge vor.
Das neueste Projekt der Hochschule ist die Öffnung ausgewählter Vorlesungen aus allen Fakultäten für akademisch vorgebildete Flüchtlinge. „Die Hochschule möchte sich damit einem Bedarf öffnen und Flüchtlinge und Asylbewerber an der Hochschule willkommen heißen“, erklärt Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel das Vorhaben. Derzeit haben sich 14 Flüchtlinge zu den Vorlesungen angemeldet. Zudem will die Hochschule im Laufe des Wintersemesters Deutschsprachtutorien für Flüchtlinge anbieten. Derzeit sucht die Hochschule unter den Studierenden Sprachtutoren für „Deutsch als Fremdsprache“.
Nähere Informationen unter www.haw-landshut.de/aktuelles/hochschulinitiative.html
Im Bild ganz oben: Bei einer Summer University beschäftigten sich Teilnehmer aus ganz Deutschland mit der Thematik der Situation unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Deutschland