Landshut - pm (11.03.2020) Studien belegen, dass rund ein Drittel der erwachsenen Flüchtlinge unter psychischen Erkrankungen leiden. Diese schwerwiegenden Erkrankungen aufgrund traumatischer Kriegs-, Folter- oder Fluchterfahrungen beeinträchtigen die Menschen bei der Integration. Doch es gibt zu wenig Behandlungsplätze und entsprechend geschulte Therapeuten.
Um diese Situation abzumildern, kümmert sich Refugio München in Landshut bereits seit 2008 in Kooperation mit dem Haus International mit Honorarkräften bzw. einer angestellten Therapeutin um eine ambulante psychotherapeutische und psychosoziale Versorgung von Geflüchteten. Aufgrund des hohen Bedarfs in Niederbayern wurde 2018 ein multiprofessionelles Behandlungszentrum ins Leben gerufen, das eng mit Einrichtungen der Gesundheitsversorgung wie etwa dem Bezirkskrankenhaus (BKH) Landshut vernetzt ist.
Die Form der Behandlung für Menschen mit Fluchterfahrung, die in der Regelversorgung keine ausreichende psychosoziale Unterstützung für ihre Gesundung und Integration finden, ist an die ethnische Herkunft angepasst. Besonderen Wert legt Refugio eigenen Angaben zufolge auf Fragen des Spracherwerbs, der Ausbildung bzw. Berufstätigkeit, der Erziehungsfähigkeit für eigene Kinder und der gesellschaftlichen Teilhabe an der hiesigen Gesellschaft. Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit ist auch eine Vernetzung und Anbindung der Klientinnen und Klienten an bestehende Angebote der Integration und Arbeitsförderung.
Die Anmeldung erfolgt über Sozialdienste, Ärzte, das BKH und andere Krankenhäuser, Ehrenamtliche oder die Betroffenen selbst. Zahlreiche Anmeldungen kommen Refugio zufolge aus psychiatrischen Krankenhäusern, weil Flüchtlinge dort in einer Krisensituation eingewiesen worden waren. "Aus unserer Sicht könnten einige dieser Krisenfälle in der psychiatrischen Klinik frühzeitig durch eine psychosoziale Begleitung verhindert werden und frühzeitig stabilisiert werden."
In seiner Sitzung am 10. März hat der Sozialausschuss des Bezirkstags von Niederbayern unter dem Vorsitz von Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich beschlossen, Refugio in Landshut jährlich mit 73.025 Euro zu unterstützen. Es handelt sich dabei um eine freiwillige Leistung des Bezirks. Dem Gremium ist nach Ablauf eines Jahres ein Projektbericht vorzulegen.