In den Sommerferien wird die Fahrt von Landshut nach München per Bahn zur Odyssee und Geduldsprobe. Dann werden die Gleise zwischen Freising und Feldmoching komplett gesperrt. Das betrifft täglich über 10.000 Reisende und Pendler. Um es mit einem kleinen Wortwitz auszudrücken: Sie alle dürfen dann die Fahrt in „vollen Zügen genießen“. Lesen Sie hier, warum die Strecke gesperrt wird und welche Reisealternativen zu welchen Fahrpreisen zur Verfügung stehen. Soviel vorweg: Die schnellste Route ermöglicht die Airportlinie der Landshuter Stadtwerke.
Neufahrer Kurve, Gleisarbeiten, Bahnhofmodernisierung
Sechs Wochen wird die Strecke dicht gemacht. Die Bahn tauscht dann auf 33 Kilometer die Gleise komplett aus, baut die S-Bahn-Stationen Unterschleißheim und Lohhof barrierefrei aus und schließt die sogenannte „Neufahrner-Kurve“ – den Abweiger zum Münchner Flughafen an das Streckennetz an. Insgesamt, so die Bahn. Dabei werden sechs Weichen getauscht, rund 61.000 Stück Schwellen und 42.000 Tonnen Schotter erneuert. Für die gesamte Baumaßnahme werden 60 Millionen Euro investiert.
Wie ein Bahnsprecher gegenüber der rundschau erklärt, wurden Alternativen geprüft, bei denen ein Gleis frei geblieben wäre, also ein einspuriger Verkehr hätte stattfinden können. Doch das wurde bahnintern wieder verworfen. Denn dann hätten sich die Bauarbeiten an den Gleisen und Bahnhöfen mindestens über 25 Wochen oder länger hingezogen.
62 Direktverbindungen ab Freising betroffen
Das alles hat zur Folge, dass täglich 62 Direktverbindungen zwischen Freising und dem Münchner Hauptbahnhof ausfallen. S-Bahnen, Regionalzüge, Regionalexpresse, der Isar-Donau-Express und die Alex-Züge enden in Freising bzw. fahren gar nicht los. Das betrifft weit über 10.000 Bahnfahrer täglich – wohlgemerkt auf der einfachen Strecke. Hin und zurück verdoppeln sich die Zahlen.
Gerade in dem Morgen- und Abendstunden, wenn tausende Pendler nach München unterwegs sind, befördert ein Doppelstockzug gut und gerne 600 Personen. Sie alle müssen in Freising aussteigen. Die Treppenauf- und abgänge sind dort eher schmal. Schlangen werden sich bilden. Dann heißt es für die Bahn, all diese Reisenden möglichst schnell weiter zu transportieren, denn der nächste Zug trifft wieder mit der gleichen Anzahl von Fahrgästen ein.
Alternative: Bus und S-Bahn
Eines steht jetzt schon fest: Bahnfahrer müssen in den Sommerferien viel Zeit im Gepäck haben, denn alle Alternativrouten dauern mindestens 30 Minuten länger. Auf der einfachen Strecke wohlgemerkt. Im Normalbetrieb dauert die Fahrt mit dem Regionalexpress von Landshut Hauptbahnhof nach München Hauptbahnhof rund 48 Minuten und kostet regulär 17,30 Euro.
Um die Menschenmengen zu befördern benötigt es jedenfalls viele Busse. Busse zu mieten, stellt dabei das geringere Problem dar. Aber Busfahrer sind knapp. Bedenkt man die Pausen- und Ruhezeiten der Chauffeure, muss jedes Fahrzeug pro Tag im Schnitt mit drei Fahrern besetzt werden
Per Bus von Freising nach Feldmoching
Zwischen den beiden Bahnhöfen setzt die Bahn Busse ein. Der sogenannte Schienenersatzverkehr fährt dabei alle unterwegs liegenden S-Bahn-Stationen in Pulling (b Freising), Neufahrn (b Freising), Eching, Lohof, Unterschleißheim und Oberschleißheim an. Diese Alternative sollten Bahnfahrer die zum Münchner Hauptbahnhof wollen, so der Bahnsprecher, nicht nutzen. Diese Verbindung ist für S-Bahn-Fahrer gedacht, die zu diesen Stationen möchten. Die Reisezeit verlängert sich um 40 Minuten.
Per S-Bahn über den Flughafen nach München
Diesen Weg empfiehlt der Bahnsprecher. Von Freising aus fährt die S8 und S18 über den Münchner Flughafen zum Ostbahnhof. Doch das fatale daran. In der Nebenverkehrszeit zwischen 9 und 16 Uhr wird nur ein 60-Minuten-Takt angeboten. Ansonsten fahren die S-Bahnen im 30 Minuten-Takt. Aber um 19.30 bis 6 Uhr ist Schluss mit dieser Verbindung. Dann fahren Güterzüge bzw. muss die Strecke wegen der Bauarbeiten geschlossen werden. Das heißt, im schlechtesten Fall entsteht in Freising eine Wartezeit von 59 Minuten. Im günstigsten Fall verlängert sich die Reisezeit um 40 Minuten. Für diese Option zeigt die online-Auskunft des MVV keinen Fahrpreis an.
Per MVV-Bus über den Flughafen nach München
Alle zwanzig Minuten starten in Freising Gelenkbusse des Münchner Verkehrsverbundes zum Flughafen. Dort muss dann in die S-Bahn umgestiegen werden, die von dort im 10-Minuten-Takt zum Ostbahnhof verkehren. Die Reisezeit beträgt dann rund 1.35 Stunden, also plus 47 Minuten. Ob Bahnfahrkarten in diesen Bussen akzeptiert werden, ist noch unklar, denn hier gilt der MVV-Tarif und beträgt 2,90 Euro für die einfache Fahrt. Dazu kommt noch das S-Bahn -Ticket für 11,60 Euro. Macht zusammen 14,50 Euro.
Per SOB von Landshut über Mühldorf nach München
Zu jeder Stunde verkehrt ein Zug der Südostbayernbahn vom Landshuter Hauptbahnhof nach Mühldorf. Dort geht es gut getaktet mit einem Umstieg weiter nach München Hauptbahnhof. Allerdings dauert diese Reise rund 2.18 Stunden, also 90 Minuten länger als normal und kostet 29,30 Euro.
Per Airportlinie zum Flughafen und weiter nach München
Zwischen 3.10 und 22.10 Uhr bedienen die Landshuter Stadtwerke die Linie vom Landshuter Hauptbahnhof zum Münchner Flughafen stündlich. Die Fahrzeit beträgt eine moderate halbe Stunde. Vom Flughafen aus starten alle zehn Minuten S-Bahnen zum Münchner Ostbahnhof. Die gesamte Reisezeit beträgt mit dem Umstieg 1,15 Stunden, also 75 Minuten und stellt die wohl schnellste Verbindung dar. Der Haken daran: Die Einzelfahrtmit der Airportlinie kostet 13.00 Euro. Dazu kommt noch die Fahrkarte für die S-Bahn für 11.60 Euro - also summa summarum 24,30 Euro.
Per Direktbus den es nicht gibt
Laut Routenplaner benötigt ein Direktbus von Landshut (Hbf) nach München (Hbf) rund 1.05 Stunden. Allerdings wir eine solche Option bisher nicht angeboten.