Machtpoker im Altdorfer Gemeinderat

Dieser Artikel hat wohl keine Chance, jemals für den Pulitzer-Preis vorgeschlagen zu werden. Es fehlt ganz einfach, trotz der reißerischen Überschrift (Altdorf hat übrigens einen Marktgemeinderat), an der politischen Sensation, die aufbereitet und schmackhaft gemacht werden soll. Es ist nun einmal keine politische Sensation mehr, wenn sich Politiker nicht mehr an ihre Worte von gestern erinnern. Am Wahlabend hatte Bürgermeister-Kandidat Wild ausgeschlossen, sich hinsichtlich des Amtes des 2. Bürgermeisters auf eine Kampfabstimmung einzulassen. Dass er sich, möglicherweise auf Druck seiner Parteigenossen, hat überreden lassen, dennoch in diese Kandidatur zu gehen, ist also eher Alltag, als Sensation. Einzig Hannelore Kraft hatte bei Ihrem Wahlsieg in NRW erklärt, nicht für Berlin zur Verfügung zu stehen, und welche Überraschung, bisher steht Sie zu Ihrem Wort. Sollte es der Artikel als politische Sensation anpreisen wollen, dass es in Altdorf eine Große Koalition, quasi als vorweg genommenes Ergebnis der nächsten Bundestagswahl, geben könnte? Wenn man ausnahmsweise der Gerüchteküche Glauben schenkt, dann soll die Altdorfer SPD-Fraktion im Marktgemeinderat an die Freien Wähler und die BUL herangetreten mit dem Ziel, Georg Wild zum 2. Bürgermeister zu wählen. Als Gegenleistung sollten im Erfolgsfall die Freien Wähler das Amt des 3. Bürgermeisters bekommen. Mein Wissen über das, was eine "Große Koalition" ist, ist anders. Wäre das beabsichtigt gewesen, hätte die SPD an die CSU-Fraktion herantreten müssen. Eine "Große Koalition" war also mitnichten in der Absicht der SPD-Marktgemeinderäte. Soll der Artikel die politische Sensation darin suchen, dass die CSU-Fraktion, mit 11 Marktgemeinderäten die stärkste, selbst versucht, eine geeignete Kandidatin "durchzubringen" und dem amtierenden CSU-Bürgermeister eine Stellvertreterin aus dem eigenen Haus zur Seite zu stellen? Auch das ist doch politischer Alltag und Realität und nur allzu verständlich. Was bleibt unterm Strich? Die journalistische und politische Sensation ist ausgeblieben. Und, wie ich hoffe, nach der Sommerpause wird die Arbeit des Altdorfer Marktgemeinderates weitergehen, und, egal, welcher Fraktion man angehört, werden die Altdorfer Marktgemeinderäte das aus ihres Sicht Beste geben und sich den vielfältigen Aufgaben stellen, die eine Marktgemeinde mit über 11.000 Einwohnern mit sich bringt. Hoffentlich jedenfalls.

gez.

Hans Wannisch