Düsseldorf/Landshut. Wolfgang Stark (Jahrg. 1969) hat wohl selbst ein derartiges Skandalspiel wie am Dienstagabend in der Düsseldorfer Fußballarena noch nie zuvor in seinem Leben und seiner Schiri-Laufbahn erlebt und geleitet. Er war als Schiedsrichter der Held in der häßlichen Schlacht. "Er hat alles richtig gemacht", loben ihn heute alle Zeitungen und Kommentatoren. Er hat mit seinem klugen, souveränen taktischen Verhal- ten womöglich ein drohendes Blutbad verhindert.
"Warum pfeift du überhaupt noch an, du feige Sau?" soll ihn in der Kabine der Berliner Spieler Christian Lell angeschrieen haben. Das Match war schon für mehr als 20 Minuten unterbrochen. Das ganze Spielfeld war voller hysterischer, total enthemmter Fans.
Einige hatten sogar bereits den Rasen vom Elfmeterpunkt entwendet. Bengalische Feuer wurden aus beiden Fan-Blocks geworfen. Hunderte von Polizeibeamten und Ordner waren aufgezogen. Beide Mannschaften waren längst in den Katakomben, in den sicheren Kabinen verschwunden. Es stand 2:2. Noch ein Tor der Berliner und sie wären in der Bundesliga geblieben. Nicht auszudenken, wenn dieses eine Tor noch in den restlichen zwei, drei Minuten gefallen wäre.
Schiri Wolfgang Stark lief in die Kabine der Herthaner, sprach mit Trainer Otto Rehagel und redete intensiv auf die Spieler ein. Ihr müßt raus, das Spiel muß weitergehen. Nur noch zwei Minuten! Die Akteure gingen mit hängenden Köpfen tatsächlich nochmals auf den gespenstisch rot-grün erleuchteten Rasen. Stark pfiff an. Die Akteure schoben den Ball nur noch widerwillig hin und her. Nur eine Minute lang, dann pfiff Schiri Wolfgang Stark ab. Sofort rannten die zehn Berliner Spieler, einer hatte bereits "Rot" gesehen, wieder vom Platz. Danach stürmten die Fortuna-Fans zum hemmungslosen Feiern das Spielfeld.
Selbst die Fernsehkommentatoren Beckmann/Scholl waren sprachlos, wollten keine Wertung des Spiels mehr abgeben. Scholl: "Derlei habe ich selbst noch nie so erlebt. Ich bin geschockt. Ich kann nichts sagen."
Die Bildzeitung titelte noch in der Nacht online, dass die Hertha BSC Berlin nach einem derartigen Skandalspiel nicht absteigen dürfe. Notfalls sollte die Erste Bundesliga in der neuen Saison ausnahmsweise mit 19 Mannschaften, also incl. Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin, spielen. Hertha hat Protest gegen das Spiel angekündigt. Womöglich muß das Relegationsspiel auf neutralem Boden - ohne Zuschauer - wiederholt wrden. Womöglich haben die Düsseldorfer zu früh gefeiert.
Das Lob für Schiedsrichter Wolfgang Stark aus Landshut bzw. Ergolding - er ist hier Sparkassenangestellter - war einhellig. Alles absolut richtig gemacht. Das Schlimmste, eine Massenschlacht mit Toten und Verletzten verhindert. Wolfgang Stark war schon FIFA-Schiri bei der WM in Südafrika Er wird auch bei der Europameisterschaft im Einsatz sein./hs