Immer mehr deutsche Urlauber begeistern sich für eine Reise im eigenen Land. Die Zahl der in Deutschland verbrachten Urlaubstage ist im Touristikjahr 2014 um 7,6 Prozent angestiegen. Dies entspricht 18 Millionen mehr Urlaubstagen, die im Inland verbracht wurden – und Ausgaben in Höhe von insgesamt 17,5 Milliarden Euro. Für diese Erhebungen werden die Reiseaktivitäten von 20.000 repräsentativen deutschen Haushalten monatlich kontinuierlich erfasst.
Der Binnentourismus im Touristikjahr 2013/14
Der Deutschlandtourismus wird, trotz steigender Zahlen ausländischer Gäste, von deutschen Urlaubern getragen. Sie stehen für knapp 75 Prozent der Gästeankünfte. Insgesamt verbringen die Deutschen rund 1,8 Milliarden Tage außer Haus, ein Wachstum von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hier sind geschäftliche und private Reisen, aber auch Tagesausflüge enthalten. Der Binnentourismus hat daran einen Anteil von annähernd 66 Prozent, wächst mit einem Plus von 0,7 Prozent insgesamt aber nur leicht. Dafür sind unter anderem die Tagesausflüge verantwortlich, die sich bereits seit 2010 rückläufig entwickeln. Besonders wachstumsstark zeigen sich dagegen mehrtägige Urlaubsreisen in Deutschland (ab einer Übernachtung), die um 7,6 Prozent zugenommen haben.
Im Touristikjahr 2013/14 haben rund 30 Millionen Deutsche 17,5 Milliarden Euro für Urlaubsreisen im Inland ausgegeben. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Zunahme um 5 Prozent. Reisen stehen in der Konsumhierarchie der Deutschen an erster Stelle. Die Bereitschaft, Ausgaben für den Urlaub fest einzuplanen, ist zudem weiter zunehmend (2014: +1,4 Prozent).
Fast jede zweite aller Urlaubsreisen erfolgt innerhalb Deutschlands. Der Anteil ist 2014 um 1,1 Prozentpunkte auf 49,2 Prozent noch einmal angewachsen. Unter den Auslandszielen haben vor allem Spanien, Frankreich und die Benelux-Länder in den Top 10 internationaler Reiseziele Marktanteile gewinnen können. Im Binnentourismus sind vor allem „deutsche Mittelgebirgsregionen" und „halbstädtische Regionen" überdurchschnittlich gewachsen. Als Einzeldestination hat sich unter den Top 15 der Reiseziele im Inland (ohne Großstädte) vor allem die Ostseeregion Schleswig-Holsteins gut entwickelt. Insgesamt geht nahezu jede vierte Urlaubsreise in Deutschland in die deutschen Küstengebiete. Gleichwohl hat der Badeurlaub am Meer oder am See als Hauptreiseanlass an Bedeutung etwas verloren. Zunehmender Beliebtheit erfreut sich dagegen der Urlaub auf dem Land oder in den Bergen. Die Städtereise bleibt mit einem Anteil von rund 19 Prozent die stärkste Reiseform im Deutschlandtourismus.
Die Reise vor der Reise
Für das Reiseziel Deutschland erfreuen sich Hotelbewertungsportale als Informationsquelle einer wachsenden Beliebtheit (+1,4 Prozentpunkte). Online getätigte Buchungen nehmen weiter zu (+ 2 Prozentpunkte). Mittlerweile werden 21 Prozent der Ausgaben für vorabgebuchte Reiseleistungen ausschließlich online recherchiert und gebucht. Dabei hat dieser Buchungskanal eine besonders hohe Relevanz bei Städtereisen (30 Prozent). Die meisten Privatreisebuchungen im Binnentourismus werden über die Buchungsplattform „booking.com" getätigt, gefolgt von HRS, Expedia, hotel.de und Ab in den Urlaub.
Die Bewertung nach der Reise
Die Loyalitätswerte sind bei Deutschland-Urlaubern hoch: 65 Prozent der Gäste sind mit ihrem Aufenthalt „sehr zufrieden", 72 Prozent würden ihn weiterempfehlen. Die Weiterempfehlungsbereitschaft zeigt sich allerdings leicht abnehmend, ebenso die Absicht, wiederkommen zu wollen (49 Prozent). Im Binnentourismus bewerten die Gäste Usedoms ihren Aufenthalt am häufigsten mit „sehr zufrieden". Die Weiterempfehlungsbereitschaft ist beim „Mittleren Schwarzwald" am höchsten und die Wiederbesuchsabsicht bei der Nordsee Schleswig Holsteins am größten. Während Singlehaushalte und Großstädter als Gäste etwas seltener das Prädikat „sehr zufrieden" vergeben, verdienen es sich die Gastgeber bei einkommensstärkeren und älteren Haushalten etwas häufiger. Bei der Weiterempfehlungsbereitschaft spielt außerdem der Reisepreis eine Rolle: Je höherwertiger die Reise, umso lieber wird sie weiterempfohlen.
Ausblick
Der ebenfalls von GfK erfasste BTW Tourismusindex (Veröffentlichung jeweils im Juli und Dezember) zeigt für 2015 eine sehr positive Prognose zur Entwicklung der Aufenthaltstage (+ 2 Prozent). Die wirtschaftliche Sonderstellung Deutschlands am Arbeitsmarkt ist aktuell die tragende Säule im deutschen Reisemarkt. Mehr Menschen in Beschäftigung haben eine höhere Ausgabenbereitschaft für Reisen zur Folge. Dies begünstigt allerdings nicht automatisch den Deutschlandtourismus.
Der Zuwachs bei den Reiseabsichten für 2015 wird von den einkommensstarken und den älteren Bevölkerungsgruppen getragen. Die Reiseplanungen für das Reiseziel Deutschland offenbaren noch Nachholbedarf: sie liegen 3,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Trotz der guten Entwicklung müssen deutsche Destinationen auch weiterhin in Konkurrenz zu ausländischen Reisezielen um die touristische Kaufkraft der Deutschen werben.
Zur Studie
Im GfK-Konsumentenpanel werden monatlich 20.000 repräsentativ ausgewählte Haushalte (42.000 Personen) zu ihrem Reise-, Buchungs- und Informationsverhalten befragt. Erhoben werden neben Urlaubsreisen auch Geschäftsreisen, Tagesausflüge und Pendlerfahrten. Durch die sehr zeitnahe und umfangreiche Erhebung können sehr viele Facetten zum Binnentourismus analysiert werden. Die aktuellen Auswertungen beziehen sich auf das Touristikjahr 2013/14 (November 2013 bis Oktober 2014).