Zu einem Symposium mit dem Titel „Knochensubstanz-Defekte - Lockere Kunstgelenke" lud Privatdozent Dr. Klaus Lerch, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, in das Klinikum Landshut ein. „Da künstliche Gelenke nur eine begrenzte Haltbarkeit haben und unsere Patienten immer älter werden, müssen wir unsere Behandlungsstrategien auf diese Bedürfnisse anpassen", so Lerch. Das Symposium widmete sich daher der Auffüllung von defekten Knochen mit Hilfe des sogenannten Impaction Bone Grafting (IBG).
Ein Experte auf diesem Gebiet und Entwickler des Verfahrens ist Prof. Dr. Gösta Ullmark aus Schweden, der als Referent für diese Veranstaltung gewonnen werden konnte und bei der Etablierung des Verfahrens im Klinikum Landshut beteiligt war.
In Deutschland werden pro Jahr ca. 200.000 Kunstgelenke eingesetzt, Tendenz steigend. Dabei haben diese Implantate nur eine begrenzte Haltbarkeit. Bei Komplikationen wie z. B. Infekten oder bei früher Lockerung der Gelenke durch Abrieb, kann nach wenigen Jahren bereits ein schwerer Knochendefekt am Gelenk vorliegen. D. h. es ist nicht mehr genügend Knochen vorhanden, der das Kunstgelenk stabil hält. Häufig wird dann eine neue und größere Prothese einzementiert. Patienten verlieren weitere wertvolle Knochensubstanz. In diesen Fällen kommt im Klinikum Landshut eine ganz spezielle Methode zum Einsatz, die nur in wenigen Zentren in das sogenannte Impaction Bone Grafting. Mittels Knochenchips, die komprimiert werden, wird der zerstörte Knochen wieder aufgefüllt, um eine neue, identische Gelenkprothese einsetzen zu können oder allgemein Knochen bei Brüchen oder Begradigungen wieder aufzubauen.
Prof. Dr. Gösta Ullmark von der Universität Uppsala in Schweden erläuterte mit Chefarzt Dr. Lerch diese Methode und demonstrierte den Gästen in einem Workshop wie diese Art der Knochentransplantation funktioniert. „Ullmark ist ein Pionier und ein herausragender Spezialist in seinem Fach, da er auf eine über 20-jährige Erfahrung auf diesem Gebiet zurückblicken kann", so Lerch. Ullmark, der auch Präsident der Europäischen Gesellschaft für Hüftendoprothetik ist, konnte mittels langjähriger Studien nachweisen, dass der Einsatz von patienteneigenen oder patientenfernen Knochenchips auch unter ungünstigsten Bedingungen vom Körper angenommen und von körpereigenen Zellen besiedelt wird. „Voraussetzung für diese Methode ist, dass genügend Knochenmaterial vorhanden ist", so Lerch. Da es im Klinikum Landshut eine so genannte Knochenbank gibt, können die Orthopäden jederzeit auf die Methode des Impaction Bone Grafting zurückgreifen. Knochendefekte müssen, wann immer es möglich ist, durch eine Knochentransplantation aufgefüllt werden. „Unsere Patienten profitieren hier von einer biologischen Lösung", erläuterte Lerch.
Im Bild oben: Bei einem Workshop im Anschluss an das Symposium konnten die Besucher die praktische Umsetzung des Impaction Bone Grafting erleben. Von links: Prof. Dr. Gösta Ullmark, Privatdozent Dr. Klaus Lerch, Klinikum-Geschäftsführer Nicolas von Oppen.