Drastiche Worte fand Oberbürgermeister Hans Rampf (im Bild mit Klinikum-Manager Dietmar Bönsch) bei der Tagung der bayerischen Großkrankenhäuser, die heute in Landshut (17.5.) zu Ende geht. Der Geschäftsführer der Krankenhaus- Gesellschaft, Siegfried Hasenbein, berichtete vor Pressevertretern aus ganz Bayern, dass praktisch jedes zweite kommunale Krankenhaus defizitär sei.
Die rigide Sparpolitik der Regierung habe große Löcher in die Etats der Kliniken und Krankenhäuser gerissen. Oberbürgrmeister Hans Rampf, der in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der Landshuter Klinik gGmbH zusammen mit Klinik-Manager Dietmar Bönsch ebenfalls an der Pressekonferenz teilnahm, nannte die Art und Weise, wie die hohe Politik mit den Krankenhäusern umspringe "fast schon unverschämt". Deshalb müsse öffentlich Druck gemacht werden. Rampf denkt dabei nicht zuletzt an Demonstrationen von Ärzten und Pflegekräften. Dies hat zuletzt das Vilsbiburger Kreiskrankenhaus auf Anregung von Landrat Josef Eppeneder praktiziert, weil ein Teil der dortigen Ärzte keine ambulanten Patienten mehr behandeln bzw. operieren darf.
Dietmar Bönsch (46) geht zum 1. August nach fünf Jahren Sanierungstätigkeit am 526 Betten-Haus in Landshut zum privaten Klinik-Betreiber Helios GmbH, in die Geschäftsführung der Wuppertaler Helios-Klinik mit über 1.000 Betten. Der Stadtrat muß in der heutigen Plenarsitzung über die Vertragsauflösung befinden und zugleich der Bestellung eines Interims-Managers zustimmen. Außerdem muß der Stadtrat der Stellenausschreibung durch eine Fachfirma zustimmen.
Mittlerweile häufen sich die öffentlichen Empfehlungen von Stadträten bzw. Fraktionen, die eine rasche Wiederaufnahme der Kooperationsverhandlungen mit dem 150.000 Einwohner großen Landkreis fordern. Prof. Dr. Thomas Küffner legte dazu als Sprecher der neuen "Landshuter Mitte" sogar einen detailierten Plan für die Bildung eines Verhandlungs- und Lenkungsgremiums vor. Küfffner ist auch Mitglied im Aufsichtsrat der Landshuter Klinik gGmbH und damit ein intimer Kenner der finanziellen Situation des Hauses. Im letzten Jahr erzielte das Klinikum eine Betten-Auslastung von 78 Prozent. Will heißen, dass im Schnitt jedes fünfte Klinik Bett ständig unbelegt war.
Zum Vergleich. Das Achdorfer Kreiskrankenhaus mit aktuell 330 Betten (demnächst 349) , von Landrat Eppeneder ebenfalls als Klinikum tituliert, kam auf eine Betten-Auslastung von 104 Prozent (!) und erzielte einen Jahresgewinn von ca. zwei Millionen Euro. Das Rottenburger Kreiskrankenhaus hat 185 Betten und zehn weitere Betten im dortigen neuen Hospiz. In Rottenburg hat die dortige Geriatrie 51 Betten und die AHB-Abteilung zur ambulanten Nachbehandlung 30 Betten. Ministerpräsident Horst Seehofer wird am 3. Juni das Rottenburger Haus (Chefartz: Dr. Timmer) besuchen. Ehemals gab es auch noch ein Kreiskrankenhaus in Geisenhausen, das jedoch im Zuge der Gebietsreform (1972) zu einem Altenheim umgewandelt wurde. Jetzt sollen dort bis zu 150 Asylbewerber untergebracht werden.
Im Landshuter Klinikum hält sich die Begeisturng angesichts von vielseits geforderten Verhandlugnen über Kooperationen mit den Landkreis-Krankenhäusern (Ziel: Fusion) in Grenzen. Ja, sogar der Ärztliche Drektor Prof. Dr. Axel Holstege warnte per Leserbrief vor neuen Verhandlungen, weil die letzte Verhandlungsrunde nur empfindliche Nachteile für das bereits 1965 neu gebaute Klinikum gebracht habe.
Landrad Josef Eppeneder (65) hat nach seiner Nieren-OP die Amtsgeschäfte im Landratsamt wieder aufgenommen. Alle Spekulationen über einen vorzeigen Rücktritt des Landrats, dessen Amtszeit offiziell am 30. April 2014 endet, sind vorerst vom Tisch. Eppeneder ist seinerseits zum leidenschartlichen Befürworter von neuen Kooperationsverhandlungen geworden. Die am Ende möglichst fusionierten Krankenhäuser mit zusammen 1.132 Betten in Stadt und Landkreis könnten im ganzen ostbayerischen Raum eine "Macht" werden, so der Landrat in einer öffentlichen Gesprächsrunde mit Prof. Dr. Goderbauer-Marchner.
In der bayerischen Krankenhausgesellschaft sind im übrigen 350 Kliniken und Krankenhäuser organisiert. Ein großer Teil der Häuser befindet sich in kirchlicher Trägerschaft. Für Landshut gilt das lediglich für das Kinderkrankenhaus St. Marien (120 Betten). /hs