Am Donnerstagabend trafen sich an die 40 junge Leute - und Gäste - für das Projekt Jugendparlament
Landshut (26.01.2018) Dass eine engagierte Jugendorganisation wie die Jusos (Maximalalter 35) eine Partei wie die SPD bei der Entscheidung pro oder contra GroKo so in Bedrängnis bringen kann, verwundert die ganze Naition. Die Ausrede, dass die da oben am Ende doch machen was sie wollen gilt so nicht mehr.
Die jungen, forschen Dabattierer/innen vom Sonntag beim SPD-Sonderparteitag in Bonn haben sich durch gezielte, prägnante und teils satirische Redebeiträge mehr als nur Respekt verschafft. Und die Jungen Kreativen der SPD machen ja mit der Organisation von möglichst vielen "No"-Stimmen bei der Mitgliederabstimmung über die ausgehandelten Ergebnisse einer erneuten Großen Koalition weiter. Noch ist nichts entschieden!
In Landshut ist seit Jahren fast nur die Junge Union als politische Jugendorganisation präsent. SPD, Grüne und FDP haben kaum aktive Mitglieder unter 30 Jahren. Thomas Haslinger hat aus der Position des JU-Vorsitzenden und des Fraktionschefs der Jungen Liste/BfL heraus die Position des CSU-Parteivorsitzenden erobert. Neuer JU-Chef von über 120 Migliedern ist der Jura-Student Ludwig Schnur. Beim Neujahrsempfang war er mit ca. 30 JU-Mitgliedern im Organisationsteam tatkräftig engagiert. Um den Nachwuchs der CSU ist es also bestens bestellt. Aber bei den sonstigen Parteien in Landshut sind kaum politische Jung-Talente sichtbar, nicht in den Vorständen, Arbeitskreisen oder sonstwie.
Nun ja, es gibt ja auch noch den Stadtjugendring, die von der Stadt großzügig finanziell geförderten Jugendkulturzentren Poschinger-Villa (560.000 Euro im Jahr) und Alte Kaserne (350.000 Euro) sowie die Jugendgruppen der Kirchen.
Am Donnerstagabend haben sich an die 40 Jugendliche im Heim des Katholischen Jugendsozialwerks um 19 Uhr getroffen, um sich von Jugendlichen des JUP Moosburg (Foto) berichten zu lassen, wie man in der 14.000 Einwohner großen Nachbarstadt - mit gut 30 % Ausländern - ein Jugendparlament gründet und wie es in der Praxis mit nur 1.500 Euro städtischer Förderung funktioniert. Aufmerksame Gäste waren auch Oberbürgermeister Alexander Putz, 2. Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner, die Fraktionschefs Stefan Gruber (Die Grünen) und Robert Gewies (SPD) sowie Stadträtin Elke März-Granda (ÖdP). Auch der Leiter des JUZ Alte Kaserne, Martin Mezger, war vor Ort, ebenso der junge Hausherr und Heimleiter Ludwig Weber.
Junge Leute kommen fast nie zu öffentlichen Stadtratssitzungen oder politischen Veranstaltungen als Zuhörer. Also, was interressiert junge Leute wirklich? Was sind ihre Themen, Probleme? Wo staut sich Ärger und Frust? Stress mit Lehrern? Stress als Azubi? Frust bei der Wohnungssuche? Zu teure Taxis an Wochenenden? Zu wenig Innenstadt-Discos und Events? Probleme mit Spielsucht (bei 40 Spielcasinos an allen Ecken und Enden im Stadtgebiet), verstärkt Probleme mit Drogen und Alkohol, auch als Autofahrer?! Ja, auch Hass auf Ausländer, Polizei und sonstige Ordnunskräfte?
Sicher, ein Landshuter Jugendparlament mit 44 jungen Leuten - sagen wir mal zwischen 16 und 30 Jahren - hätte schon was. Sie würden Arbeitskreise gründen, Workshops organisieren, regelmäßig Sitzungen halten, auch Betriebe und soziale Einrichtungen besichtigen, Infofahrten zu anderen Städten (auch zu unseren Partnerstädten) unternehmen. Sie könnten ihre Anliegen, Probleme und Ideen, auch Visionen in den Stadtrat transportieren oder sich direkt an den Oberbürgermeister bzw. die beiden Bürgermeister wenden. Sie hätten womöglich bei Jugendthemen Rederecht im Stadtrat, dürften Anträge stellen und sie würden sich ein Führungsteam wählen. Die Hochschule könnte dieses Projekt sogar wissenschaftlich begleiten. Zur Selbstdarstellung wäre eine Internetplattform wohl eine Selbstverständlichkeit. Aus dem Jugendparlament heraus könnten die Parteien und politischen Gruppierungen nicht zuletzt leichter junge Stadtratskandidaten mit parlamentarischer Erfahrrung anwerben. Vielleicht sogar schon für die nächste Wahl im März 2020. - Am 4. Februar soll ein weiteres Treffen zur Gründung eines Jugendparlaments stattfinden.
Ein Oberbürgermeister Josef Deimer wurde im Alter von 33 Jahren 1969 erstmals gewählt. Drei Jahre zuvor wurde er Landtagsabgeordneter und 3. Bürgermeister. Die Oberbürgermeister von Straubing und Deggendorf wurden ebenfalls im JU-Alter (unter 35) gewählt. Österreich bekam jüngst einen Bundeskanzler, der erst 31 Jahre alt ist. /hs - Fotos Franz Moosbühler
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