Seit heute, Montag 11 Uhr, berichten es die Agenturen: Papst Benedikt XVI. will angeblich schon zum 28. Februar zurücktreten. Am 16. April wird der in Marktl am Inn geborene Papst 86 Jahre alt. Es wurde bisher stets betont, dass der Heilige Vater bei bester Gesundheit sei. Doch soeben wird die Meldung vom Rücktrittt des Papstes auch vom 1. Fernsehen bestätigt. Er wäre damit der zweite Papst der Kirchengeschichte, der überhaupt zurücktritt. In Kürze werden nähere Hintergründe über den angekündigten Rücktritt vom Vatikan bekanntgegeben.
Seit sieben Jahren ist Josef Ratzinger Papst in der Nachfolge des charismatischen polnischen Papstes Johannes Paul II., der 26 Jahre lang an der Spitze der Katholischen Kirche stand. Der Vatikan hat mittlerweile, gegen 12.15 Uhr, den angekündigten Rücktritt des Papstes bestätigt.
Hier die offizielle Rücktrittserklärung des Papstes:
"Liebe Mitbrüder! Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch, um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr ausreichend sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.
Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen.
Um trotzdem das Schiff des Heiligen Petrus zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.
Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.
Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen."
Der 89 jährige Bruder des Papstes, Georg Ratzinger, weiß angeblich schon seit Wochen vom beabsichtigten Rücktritt des Heiligen Vaters.
Bundeskanzlerin Angela Merkel will im Laufe des Nachmittags eine Stellungnahme abgeben.
Wahl des Nachfolgers
Das Konklave zur Wahl des Nachfolgers auf dem Stuhl des Heiligen Petrus wird in der Sixtinichen Kapelle wohl schon 15 bis 20 Tage nach dem Rücktrittstermin - 28. Februar, 20 Uhr - zusammentreten, um einen neuen Papst aus den Reihen der Kardinäle zu wählen. Zum Osterfest - Karfreitag ist am 29. März - soll der neue Pontifex bereits in Amt und würden sein.´, so ein Spreches des Vatikans.
Wahlbrechtigt sind nur Kardinale, die unter 80 Jahre alt sind. Bei den ersten Wahlgängen ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich. Erst ab dem 33. Wahlgang würde eine einfache Mehrheit reichen.
Der nächste Papst könnte erstmals aus Südamerika, wo es weltweit die meisten Katholiken gibt, kommen oder auch aus der Nordamerikanischen Kirche. Selbst ein Papst aus dem Afrikanischen Kontinent ist durchaus möglich.
Wo wohnt, lebt der Papst danach?
Der Papst wird sich nach seinem Rücktritt (28. Februar) zunächst nach Castel Gandolfo, den Sommersitz der Päpste, zurückziehen und später eine Residenz in Rom beziehen. An der Wahl seines Nachfolgers darf er nicht teilnehmen. Sprecher des Vatikans dementieren energisch, der Papst würde wegen einer "Depression" so überraschend zurückreten. In der Tat traf die Rücktrittsankündigung die Kardinäle und Bischöfe sowie die Öffentlichkeit wie ein Blitzschlag, auch wenn enge Vertraute den Kräfteschwund des 85-jährigen sehr wohl registriert haben.