Unter dem Thema "Stadt zweier Geschwindigkeiten" hält am Mittwoch, 28. Januar, um 20 Uhr Professor Dr. Ing. Tomas Valena im Skulpturenmuseum als Kooperationsprojekt zwischen dem Verein Architektur und Kunst e.V. und dem Fritz-König-Museum einen Vortrag. Der Referent realisierte diverse Projekte im Breich zwishen Architektur und Städtebau. Die heutige Stadtentwicklung sieht er sehr kritisch. Professor Valena behauptet: "Die europäische Stadt, Referenzobjekt jeglichen Weiterdenkens über die Stadt, steckt heute in einer tiefen Strukturkrise."
Obwohl wir ihre Qualitäten auch heute noch brauchen und schätzen, können wir sie offensichtlich nicht mehr weiter bauen.
Neue stadtbedrohende Tendenzen stellen ihren Fortbestand in Frage: Zerfall des gesellschaftlichen Zusammenhalts, Beschleunigung des Lebens, Globalisierung, Virtualisierung der Lebenswelt, Pragmatismus, Disneyfizierung und Musealisierung der Städte... Sie beschreiben aber auch neue, legitime Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft, die innerhalb des alten Modells nicht mehr zu befriedigen sind.
Nach wie vor gibt es aber auch die konstanten Grundbedürfnisse des Menschen (am besten nachzuvollziehen bei Kindern und Senioren), welche bereits die bestehende Stadt nicht mehr genügend berücksichtigt. Diese werden in der Regel in der lokalen Lebenswelt befriedigt.
Die alte lebensweltliche Einheit der Stadt ist unwiederbringlich verloren gegangen. Die heutige Stadtplanung hat auf diese umwälzend neue Situation nur gängige Antworten, die man anhand von drei Haltungen beschreiben kann: der Rückwärtsgewandte, der Surfer auf der Welle des Neuen, der „Realist". Alle drei, im Grunde traditionellen Haltungen, haben sich erschöpft. Der Ausweg ist in einer vorbehaltlosen Anerkennung der Spaltung der Lebenswelt zu suchen. Die gespaltene Stadtwirklichkeit können wir mit dem Bild einer schnellen und einer langsamen Welt beschreiben. Beide existieren zwar simultan, sind aber unvereinbar. Das Strukturmodell der Stadt zweier Geschwindigkeiten antwortet darauf mit zwei sich überlagernden Netzen: dem Netz der schnellen und dem Netz der langsamen Stadt. Auf das Netz der schnellen Stadt hat die Stadtplanung nahezu keinen strukturellen Zugriff mehr. Das Netz der lokalen Lebenswelt bleibt so ihr eigentliches Betätigungsfeld.
Prof. Dr.-Ing. Tomáš Valena wurde 1950 in Prag geboren und studierte Philosophie, Kunstgeschichte, Architektur und Urban Design in München und an der Cornell University, USA. Als freier Architekt in München realisierte er diverse Projekte im Bereich zwischen Architektur und Städtebau. Er unterrichtete in Ithaca, USA, in München, Wien und Ljubljana. Zur Zeit hat er die Professur für Entwerfen und Städtebau an der Hochschule München inne. Er forscht, trägt vor, publiziert, initiiert Projekte, veranstaltet Symposien und gestaltet Ausstellungen (z. B. „Josip Plečnik – Architektur für eine neue Demokratie" auf der Prager Burg).
Die Veranstaltung ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Verein architektur und kunst e.v. landshut und dem Skulpturenmuseum im Hofberg. Sie findet im Rahmen des Jahresprogramms unter dem Motto „StadtBauKunst" am Mittwoch, den 28. Januar 2015 im Skulpturenmuseum im Hofberg statt.