Seit Anfang Februar wird nun auch das „dritte Haus" in der ehemaligen Schochkaserne bewohnt, das von der Regierung von Niederbayern für Asylsuchende bereitgestellt wird. Derzeit leben dort insgesamt 163 Personen unterschiedlicher Nationalitäten. Die etwa 30 Teilnehmer des Runden Tisches „Flüchtlingshilfe in Landshut" unter der Leitung von Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner haben sich im Rahmen ihrer jüngsten Sitzung einen Überblick über die sanierten Räumlichkeiten verschafft.
Dabei haben sie viele wissenswerte Informationen aus erster Hand von der Regierung erhalten, beispielsweise wird ab März ein Sicherheitsdienst die Heimaufsicht nachts über verstärken.
Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner begrüßte die Runde vor der staatlichen Gemeinschaftsunterkunft und bedankte sich bei der Regierung von Niederbayern, stellvertretend bei Christian Sondershaus, der zuständig für die Akquise von Unterkünften ist, für die enge Kooperation und die prompte Bereitschaft, die Türen der Unterkunft für den Runden Tisch zu öffnen.
Vier Geschosse hoch ist die Unterkunft. Darin angekommen wurden die Teilnehmer von Bewohnern herzlich empfangen. Vom langen Flur aus, der sich etwa über 20 Meter erstreckt, gehen rechts und links die Zimmer ab. Diese Unterkunft bietet laut Sondershaus Platz für circa 200 Personen. Derzeit leben dort 163 Menschen – neben Syrern, Kosovaren und Afghanen auch Afrikaner aus Nigeria, Somalia und Sierra Leone. Jede bewohnte Etage ist zudem mit jeweils einer Küche mit Backöfen und einer Arbeitsplatte, Sanitäranlagen sowie einem „Waschraum" mit Waschmaschinen ausgestattet. Wie man eine Waschmaschine oder einen Backofen bedient, das mussten die Bewohner laut Sondershaus teilweise erst erlernen.
Eine Anlaufstelle für die Flüchtlinge gibt es ebenfalls. Derzeit sind in drei kleinen Räumen im Erdgeschoss neben dem Büro des Heimleiters auch das Kontaktbüro des Vereins Haus International und ein weiteres Zimmer für Kurse, Schulungen oder Betreuungsgespräche untergebracht. Voraussichtlich im Sommer werden die Sozialräume ins etwa 600 Quadratmeter große Dachgeschoss verlagert, das gegenwärtig ausgebaut wird.
Angesichts der beengten Raumverhältnisse und folglich erschwerten Beratungsbedingungen, wie die Vorsitzende des Haus International, Annelies Huber, sagte, freue sie sich bereits sehr auf die Fertigstellung. In einem Gebäude eine solche Vielzahl an Räumen für soziale Dienste unterbringen zu können, bezeichnete Sondershaus als „absolutes Glück". Dies sei vergleichsweise in keiner Unterkunft zu finden.
Bereits im März werde auch Sonderhaus zufolge ein erfahrenes Sicherheitsdienstunternehmen vor Ort sein und nachts zwölf Stunden von 20 bis 8 Uhr seinen Dienst verrichten. Morgens erfolge dann die Übergabe an den Heimleiter, sodass auch eine lückenlose Betreuung gewährleistet ist.
Welche organisatorische Glanzleistung rund um die Flüchtlingsarbeit seitens der Teilnehmer des Runden Tisches erbracht wird, teils ehrenamtlich, wurde beim gemeinsamen Austausch in der anschließenden Sitzung deutlich. Damit die hier angekommenen, oft traumatisierten Flüchtlinge nicht auf sich alleine gestellt sind, unterstützen sie so gut es geht bei der Aufnahme, sie stehen ihnen als Ansprechpartner zur Seite, geben Orientierungshilfen. Mit vereinten Kräften der Stadt, der Wohlfahrtsverbände und Hilfsorganisationen, der Regierung und vieler weiterer Einrichtungen und Institutionen helfen sie alle zusammen, die Menschen im Rahmen verschiedener, kurzfristig ins Leben gerufener Projekte oder auch sozialer Arbeit möglichst rasch zu integrieren.
Doch nicht nur die Koordinierung der Flüchtlingsflut – auch die beeindruckende und dankenswerte Hilfswelle aus der Bürgerschaft, wie Zeit-, Geld- und Sachspenden, verlangen eine gezielte und strukturierte Organisation, der sich, auch ein Ergebnis der Arbeit des Runden Tisches, die Koordinierungsstelle der Freiwilligen Agentur Landshut (fala) annimmt.
Wie Nadja Limmer von der fala sagte, sei beispielsweise die Kleiderspendenhilfe ungebrochen. Auch Jan Ritzer von Hab & Gut bestätigte, dass die Kleiderkammern der Wohlfahrtsverbände voll und momentan keine weiteren Sachspenden notwendig seien. Der Runde Tisch zollte der Bürgerschaft hierfür große Anerkennung und Dank für die Hilfsbereitschaft.
Bedarf gebe es noch bei den Zeitspenden: Gesucht werden zum Beispiel ehrenamtliche Begleiter, die den Flüchtlingen Orientierungshilfen geben. Gerade in der Anfangszeit sind viele Termine (Arztbesuche, Behörden) wahrzunehmen. Vielen fällt es schwer, sich in der Stadt und in den Buslinien zurecht zu finden. Flüchtlinge sollen die Stadt erkunden können und mobil werden. Dazu möchte die fala Fahrräder organisieren, die allerdings auch gewartet werden müssen. Derzeit ist ein Teil der Fahrräder in der Gemeinschaftsunterkunft jedoch nicht verkehrssicher oder gar nicht fahrtauglich.
Gesucht werden Menschen, die sich mit Fahrradreparaturen auskennen und gern mit den Flüchtlingen zusammen reparieren.
Dringend gebraucht werden Dolmetscher, Deutschlehrer oder Hausaufgabenhilfen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten.
Auch mit dem Thema „soziale Arbeit" beschäftigte sich der Runde Tisch. Die Flüchtlinge seien arbeitswillig und würden gerne mit anpacken. Auch hier versuche die Stadt im Rahmen der „sozialen Arbeit" Möglichkeiten zu finden, um die Flüchtlinge sinnvoll zu beschäftigen.
Informationen zum Thema Flüchtlinge und wie man helfen kann, gibt es auch unter www.landshut.de oder unter www.freiwilligen-agentur-landshut.de.
Im Bild oben: Der Runde Tisch „Flüchtlingshilfe" unter der Leitung von Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner (rechts) besichtigt gemeinsam mit Christian Sondershaus (Zweiter von links) von der Regierung die Räumlichkeiten der sanierten und im Februar von Flüchtlingen bezogenen staatlichen Gemeinschaftsunterkunft in der ehemaligen Schochkaserne.
Foto Stadt Landshut