Alle wußten, dass der Ausgang der Wahlen um den 2. und 3. Bürgermeister absolut offen sein wird. Alle, außer der ehemalige 3. Bürgermeister Gerd Steinberger. Er vertraute auf all die Schulterklopfer auf der Dult und bei anderen Festen und auf die notorischen Keyßner-Gegner. Er war sich seiner Sache so sicher, dass er sich aus einer Sechser-Fraktion heraus nicht mehr mit dem Posten des 3. Bürgermeisters zufrieden geben wollte. Nein, er hat bewußt dem acht Jahre jüngeren Dr. Thomas Keyßner das Amt des 2. Bürgermeisters streitig gemacht. Steinberger hat hoch gepokert und alles verloren.
Im Bild Steinberger (links) im Gespräch mit Gabriele Sultanow (re.) und Ingeborg Pongratz (Mitte).
Dabei ist der SPD-Bewerber angeblich nicht gerade zimperlich mit einzelnen Vertretern der CSU (13 Sitze) umgesprungen. Das hat ein Neustadtrat wie Dr. Maximilian Fendl munter ausgeplaudert. Steinberger vertraute auch wohl zu sehr auf die vermeintliche Allmacht des ihm wohlgesonnenen Oberbürgermeisters. Doch Rampf mischte sich in das Tauziehen um die BM-Kandidaten weitaus weniger heftig ein als vielfach vermutet. Also sah er nach dem Ausgang der Bürgermeister-Wahlen keinen Grund, eventuell für sich Konsequenzen zu ziehen. Er habe nicht eine Sekunde an Rücktritt gedacht, so Rampf am Rande der Pressekonferenz der Dultmacher am Sonntag, 13 Uhr, im Widmann-Zelt. andererseits zolte er den Organisatoren der Mehrheitsbeschaffer für Dr. Keyßner und Erwin Schneck seinen Respekt, allen voran MdL Jutta Widmann und Sigi Hagl.
Malermeister Gerd Steinberger wiederum zog schon eine erste Konsequenz. Er trat vom Vorsitz der Krieger- und Soldatenkameradschaft Achdorf (KSK) zurück. Steinberger war selbst nur wenige Monate als Wehrpflichtiger beim Bund. Beim KSK ist auch Oberleutnant a.D. Thomas Haslinger (27) Mitglied. Von dem hatte der KSK-Vorsitzende erwartet, dass er ihn wenigstens aus Kameradschaft zum 3. Bürgermeister wählen würde.
Schon vor den Wahlen wurde ja stets vermutet, dass sich Steinberger nicht einmal aller sechs Stimmen aus der eigenen Fraktion sicher sein könne. Nein, Gerd Steinberger, mit Leib und Seele Stadtpolitiker, wird sicher nicht hinwerfen, seine Fraktion und die Partei nicht verlassen und wenn doch, dann wohl so, dass seine Tochter Patrizia (42) nachrücken könnte. Für diesen Fall müßte die erste Nachrückerin Ute Kubatschka (71) auf einen Wiedereinzug in den Stadtrat verzichten. Und wer weiß, womöglich ist Steinberger, der in der Deimer-Ära noch ein sehr bissiger Fraktionschef war, bei der nächsten Wahl Kandidat für den Bezirkstag. In diesem Gremium sitzen ja mit Vorliebe Kommunalpolitiker. Auch OB Rampf war ja im letzten Jahr Listen-Kandidat bei der Wahl zum Bezirkstag, der nur 18 Mitglieder zählt.
Steinbergers Aufgabe ist es jetzt, die nächsten 18 Monate für die OB-Wahl 2016 einen attraktiven OB-Kandidaten bzw. eine - Kandidatin zu finden und aufzubauen. 2010 war Robert Gewies, von Steinberger nur mäßig unterstützt, der OB-Kandidat. Da hiflt ein Blick nach Dachau. Dort hat am 16. März ein 27-jähriger SPD-Kandidat den Chefsessel im Rathaus erobert.
In der Nachbargemeinde Altdorf gewann SPD-Kandidat Georg Wild die Wahl um den Posten des 2. Bürgermeisters gegen eine CSU-Mitbewerberin. Wild war zuvor 3. Bürgermeister. Georg Wild (49, Foto), der im Sommer 2012 bei der Wahl des 1. Bürgermeisters nach einem äußerst engagierten Wahlkampf an die 42 Prozent der Stimmen bekam, wäre durchaus ein attraktiver SPD-OB-Kandidat 2016 für Landshut. Er ist an der BOS und an der Landshuter Berufsschule I Studiendirektor, in der kath. Kirche und kulturell vielseitig engagiert, und nicht zuletzt aktiver "Förderer" bei der Landshuter Hochzeit (im Chor der Reisigen). Ein Blick in seine Homepage (www.georg-wild.de) vermittelt ein umfassendes Bild.
Bei den Freien Wählern steht angeblich MdL Jutta Widmann (52) auf keinen Fall als OB-Kandidatin zur Verfügung. Sie müßte ja dann mit relativer Sicherheit gegen Prof. Goderbauer-Marchner (53) antreten, jene Medien-Expertin, die MdL Widmann vor zwei Jahren als Bewerberin um den mit über 200.000 Euro dotierten Posten des BLM-Präsidenten (Bayerische Landeszentrale für neue Medien) gegen den erklärten CSU-Kandidaten Siegfried Schneider, damals Staatsminister bei Seehofer, unterstützt hat. Wir erinnern uns, kurze Zeit später trat Goderbauer-Marchner als Mitvorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion zurück.
Bei der Wahl des 3. Bürgermeisters konnte Widmann die Landshuter Mitte (5 Stimmen - neue Fraktionschefin ist Goiderbauer-Marchner) für den FW-Kandidaten Erwin Schneck (62) gewinnen. Das Ergebnis ist bekannt: 24:19 pro Erwin Schneck gegen CSU-Kandidatin Gabriele Sultanow. Gerd Steinberger ist beim 1. Wahlgang um den 3. Bürgermeister schon mit nur sechs Stimmen ausgeschieden. /hs