Bilovec, so scheint es, ist eine sehr gute Wiege für künftige Spitzensportlerinnen. In der 7.500-Einwohner-Stadt im Osten Tschechiens haben zwei junge Damen das Licht der Welt erblickt, die heute in unterschiedlichen Sportarten zu den besten ihres Landes bzw. sogar den besten der Welt zählen.
Die Rede ist von Petra Kvitova, der aktuellen Nr. 3 der Tennis-Weltrangliste und zweimaligen Wimbledon-Siegerin, und von Nikol Sajdova, ihres Zeichens Volleyball-Nationalspielerin und seit diesem Sommer neu im Team der Roten Raben.
Wobei es feine Unterschiede gibt: Wie Nikol Sajdova, inzwischen 26, erzählt, sei Petra Kvitova, heute 24, damals wohl nur zur Geburt ins Krankenhaus von Bilovec gekommen; sie selbst, die Neu-Vilsbiburgerin , blieb dagegen schon ein paar Jahre länger – bis sie auf die Hochschule in der nahegelegenen 300.000-Einwohner-Stadt Ostrava ging.
Da war die Volleyball-Karriere der 1,85 Meter großen Mittelblockerin schon vorgezeichnet. Nach Einsätzen in der Jugendnationalmannschaft wechselte sie mit 19 nach Prostejov, wurde dort im ersten Jahr tschechischer Pokalsieger und zweiten Jahr Meister. Nach jeweils einer weiteren Saison in Olmütz und Liberec wagte sie 2011 den Schritt ins Ausland – wenngleich der so gewagt und so groß eigentlich nicht war: Nikols Ziel lag in der Bundesliga, hieß SC Potsdam – und war von den in Frage kommenden Adressen „definitiv der Club, der am nächsten an meiner Heimat lag", wie sie sich schmunzelnd erinnert.
In Brandenburg blieb Nikol Sajdova drei Jahre – drei gute Jahre, in denen sie Teil eines Teams war, das sich kontinuierlich weiterentwickelte und in der letzten Saison mit der direkten Play-off-Qualifikation den größten Erfolg der Vereinsgeschichte schaffte. Für Nikol selbst hatte diese Geschichte eine unschöne Pointe: Sie verletzte sich gleich in der Anfangsphase des ersten Satzes im ersten Play-off-Viertelfinale (in Vilsbiburg!), fiel fürs Rückspiel in Potsdam aus – und weil ihre damalige Mannschaft an diesem Abend von den Roten Raben aus dem Wettbewerb geworfen wurde, blieb es bei den paar Minuten aus dem Hinspiel, in denen Nikol Sajdova die ersehnte Play-off-Luft schnuppern durfte.
Da hat sie also Nachholbedarf – und ist natürlich hochmotiviert, diesen mit den Roten Raben zu stillen. Schon nach kurzer Zeit fühlt sie sich wohl in Niederbayern und hat gleich mal ihre Tante besucht, die als Architektin in Passau lebt. Überhaupt kommt sie mit den bayerischen Sitten und Gebräuchen auf Anhieb sehr gut klar. Für die 26-Jährige, die einst von Bilovec auszog, die internationale Volleyball-Szene zu erobern, müssen es jedenfalls nicht immer Jeans und Sportklamotten sein. „Richtig cool", sagt Nikol Sajdova, „finde ich Dirndl!"